Während die Zahl der spedierten Pakete jedes Jahr steigt, verzeichnet die Post bei den Briefen seit 2010 einen Rückgang um 20 Prozent. Um diese Entwicklung auszugleichen, überträgt die Post ihren Briefträgerinnen und Briefträgern immer mehr Zusatzaufgaben. So werden auf der Tour Kaffeekapseln, Altkleider und Wertstoffe eingesammelt, Gemüsepäckli zugestellt oder sogar Stromzähler abgelesen.
«Kleiner Aufwand grosse Wirkung»
«Wir prüfen jede taugliche Idee, um auf der letzten Meile neue Logistik-Aufgaben zu übernehmen und so das Minus bei der Briefpost auszugleichen und die Arbeitsstellen unserer 8000 Pöstlerinnen und Pöstlern zu schützen», erklärt die Mediensprecherin der Post Nathalie Dérobert gegenüber dem Konsummagazin «Espresso» von SRF 1. Erfahrungsgemäss seien diese Zusatzaufgaben mit kleinem Zusatzaufwand zu erfüllen.
Ausbildung und genügend Zeit als Voraussetzung
Es gebe unterschiedliche Meinungen zu diesen Zusatzaufgaben, erklärt David Roth, Leiter der Sektion Logistik bei der Gewerkschaft Syndicom. Grundsätzlich stünden die Pöstler dieser Strategie auf der letzten Meile offen gegenüber. Als Voraussetzung dafür nennt Roth allerdings eine adäquate Ausbildung und genügend Zeitressourcen. Auch dürfe eine solche Diversifikation nicht mit zusätzlichem Stress für die Postboten verbunden sein. Betreuungsaufgaben wie zum Beispiel in Frankreich könnten den Schweizer Postboten keinesfalls übertragen werden.
Beide Seiten betonen, dass die neuen Logistik-Aufgaben der Postboten auch ökologisch Sinn machen und gleichzeitig für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine grosse Hilfe sein können. Zudem geben sie übereinstimmend der Überzeugung Ausdruck, dass das weiterhin schwindende Briefpost-Volumen und die Digitalisierung den Zustellbeamten auf der letzten Meile schon in naher Zukunft weitere Neuerungen bringen werden.