Kutscher Hansruedi Nussbaumer lenkt seine beiden Pferde in Richtung Basler Wettsteinbrücke. Die Chaise ist auf dem Weg an den grossen Umzug in Basel, an den Cortège. Die beiden Pferde, Harry und Emir, folgen brav den Befehlen des Kutschers. Sie waren schon mehrmals in Basel an der Fasnacht. In der Kutsche sitzen Susanne Handschin, Robi Meyer und Fönsi Schwab. Alle drei tragen eine Waggislarve.
Es ist eine wunderschöne Tradition. Sie darf auf keinen Fall aussterben.
Seit über fünfzehn Jahren sind sie gemeinsam an der Fasnacht unterwegs – verteilen aus ihrer Kutsche Süssigkeiten und Rosen an die Kinder. Susanne Handschin ist die Obfrau aller Chaisen in Basel und beobachtet deren Rückgang mit Sorge: «Es ist eine wunderschöne Tradition. Sie darf auf keinen Fall aussterben.»
Die schwindende Anzahl Pferdekutschen hat diverse Gründe. Einer davon sind die Kosten, ist Handschin überzeugt. Eine Kutsche samt Kutscher und Pferde anzumieten, Larve und Kostüm machen zu lassen, das sei sehr teuer. «Mit diesem Geld könnte man schöne Ferien machen», so Handschin. Die genaue Summe will sie nicht verraten, über Geld spreche man in Basel ungern.
Tierschützer machen Druck
Pferde an der Fasnacht sorgen seit Jahren für grosse Diskussionen. Tierschützerinnen und Tierschützer demonstrierten in der Vergangenheit mehrfach gegen die Tradition. Der Druck sei merklich gestiegen, erzählt Handschin.
Den Druck spürt nicht nur Handschin. Im benachbarten Allschwil erzählt ein Betreuer von Chaisen-Pferden, dass er dutzende Mails und Briefe von Tierschützern erhalte, die sich gegen die Chaisen wehren.
Im Allschwil verzichteten Fasnächterinnen und Fasnächtler aus eben diesem Grund auf lebendige Pferde an der diesjährigen Fasnacht.
Handschin lässt sich davon nicht beirren. Sie ist überzeugt, die Pferde würden am Cortège nicht leiden: «Im Stall läuft mehrere Wochen vorher schon Fasnachtsmusik, dass sich die Tiere daran gewöhnen können. Das ist für sie kein Problem.» Andere, die jahrzehntelang in einer Chaise an der Basler Fasnacht teilnahmen, haben wegen des Druckes der Tierschützer jedoch schon aufgegeben.
Auch auf der Strasse, an der Basler Fasnacht, äussern Passantinnen und Passanten Bedenken.
Passantinnen haben Mitleid mit den Pferden
Eine Frau bleibt eine Weile lang stehen und beobachtet eine der Chaisen kopfschüttelnd: «Ich persönlich habe Mühe. Es tut mir im Herzen weh, wegen der Tiere.» Damit ist die Frau nicht alleine. Eine andere Passantin ergänzt: «Das gehört sich einfach nicht. Es ist sehr laut hier und hat viel zu wenig Platz.» Andere sprechen sich für die Chaisen aus, ohne sie sei eine Fasnacht keine richtige Fasnacht.
Und doch zeichnet sich seit einigen Jahren ein Trend ab. Der Rückgang der Pferdekutschen lässt sich nicht wegdiskutieren. Nahmen vor zwanzig Jahren noch dreissig Chaisen am Cortège der Basler Fasnacht teil, sind es in diesem Jahr nur noch gerade acht Stück. Und das, obwohl Susanne Handschin Jahr für Jahr versucht, Bekannte und Freunde für die alte Tradition zu gewinnen.