Das Wichtigste in Kürze:
- Sind schwer kranke Kinder nicht mehr in der Lage, den Schulunterricht zu besuchen oder mit ihren Freunden zu spielen, geht ihnen die Lebensfreude verloren.
- Zwei Lehrer aus dem dänischen Kopenhagen entwickelten deshalb einen Schulroboter. Dank einer mobilen Skypeverbindung können kranke Kinder am Schulunterricht teilnehmen und Freundschaften auf dem Schulhof pflegen.
- Für diese Erfindung wurden die beiden Lehrer in Dänemark mit einem Preis für besondere pädagogische Leistungen ausgezeichnet.
Die Szene erscheint surreal: Kinder steigen aus dem Schulbus und winken einem Bildschirm auf Rädern. «Hi Yussuf.» Doch Yussuf ist gar nicht da, sondern sitzt einige Kilometer entfernt zu Hause an seinem Computer. Mit Tastatur und Maus bedient er den Roboter.
«Die Technologie ist einfach. Es ist eine Skypeverbindung auf Rädern», erklärt Morten Jacobsen. Er ist Computerverantwortlicher an einer Sonderschule in Kopenhagen und einer der Köpfe hinter diesem Projekt.
Dabei im Klassenzimmer und auf Schulreise
Dank der Kamera kann der 13-jährige Yussuf alles sehen, was an der Schule läuft. Über die Webcam an seinem Computer ist er für die Schüler auf dem Bildschirm präsent.
Yussuf leidet an einer genetischen Krankheit, die am ganzen Körper Tumore verursacht. Seit fast 2 Jahren ist er nicht mehr in der Lage, zur Schule zu kommen – und trotzdem ist er da und erlebt alles mit. Die anderen Kinder nehmen ihn als Yussuf wahr und nicht als einen Roboter. Das wird besonders deutlich auf dem Pausenplatz.
IT-Experte Morten Jacobsen und der Pädagoge Francis Norgaard haben den Videoroboter laufend weiterentwickelt. Yussuf ist ihr erster Versuch mit dem Schülerroboter. Seit Kurzem kann Yussuf über den Ton mit dem Lehrer sprechen. Dank einer interaktiven Tafel sehen die Klassenkammeraden im Schulzimmer, was er schreibt oder zeichnet.
Wir haben ein mobiles Breitband-Modem montiert. So hat er überall Internet-Anschluss.
Besonders stolz sind die beiden Lehrer, dass Yussuf auch draussen sein und die Klasse auf Exkursionen begleiten kann. «Wir haben ein mobiles Breitband-Modem montiert. So hat er überall Internet-Anschluss», erklärt Jacobsen.
In Dänemark ist man auf die Arbeit der zwei Lehrer derweil aufmersam geworden. Sie wurden mit einem Preis für besondere pädagogische Leistungen ausgezeichnet. Delegierte aus dem Schulministerium waren zu Besuch, um zu sehen, ob sich die Technologie auch für die Volksschule eignet.
Die Technologie ist weder teuer noch kompliziert. Solche «Beam»-Roboter sind für einige Tausend Franken erhältlich. «Man muss in neue Bahnen denken und die Technik an das betreffende Kind anpassen. Das braucht Zeit und Energie», sagt Jacobsen.
Es gibt zigtausend Kinder in Dänemark, die monatelang nicht zur Schule gehen wegen Angststörungen.
Ursprünglich haben die zwei Lehrer aber gar nicht an Yussuf gedacht, sondern an Kinder mit psychischen Leiden. «Es gibt zigtausend Kinder in Dänemark, die monatelang nicht zur Schule gehen wegen Angststörungen», sagt Jacobsen. Man habe festgestellt, dass Kinder, die mit dem Robot «zur Schule gehen», schnell wieder an Lebensfreude gewinnen und Anschluss finden würden.
Doch der Gedanke, dass Kinder mit Roboter spielen und kommunizieren, weckt auch Ängste. Der Roboter darf nicht ein Ersatz sein, wenn Kinder zur Schule kommen könnten. «Aber wenn man keine Alternative hat, dann ist es doch besser, dass das Kind über den Roboter Kontakt hat zu anderen Kindern als gar keinen Kontakt», ist Morten Jacobsen überzeugt.