Hast du schon oder willst du nicht? Die Frage nach dem Impfstatus birgt gesellschaftlichen Zündstoff. Derzeit ist die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer vollständig geimpft. Familien, Dörfer, Freunde – gespalten durch die Impffrage. «Es gibt enorme Diskussionen. Am Schluss sind das Fronten, die gar nicht sein müssten», beschreibt Apotheker Matteo Schaffhauser aus Luzern die Stimmungslage. Geimpfte ärgern sich über Ungeimpfte – und umgekehrt. So etwa Schwingfan Hansueli Eberhard.
Impftruck bringt Unruhe ins Dorf
Auch der Impftruck, der zurzeit im Kanton Bern unterwegs ist, polarisiert. Die kantonale Impf-Offensive hat Erfolg. Allein beim Halt in Saanen im Berner Oberland liessen sich 398 Personen impfen.
Impfwillige berichten der Rundschau, dass der Truck der Grund für die Impfung war. Philippe Wismüller aus Oberwil: «Ich war nicht unbedingt ein Befürworter, aber dann war eben der Impftruck in Zweisimmen», so habe er sich spontan geimpft.
Viele der Walk-in-Gäste berichten, dass der Druck auf Ungeimpfte enorm wachse. So erzählt etwa Gaby Jung aus Saanen während der Impfung: «Es ist mehr ein Müssen, kein Wollen. Der Druck ist gestiegen. Von der Familie, vom Ehemann.»
Der Druck auf Ungeimpfte sorgt auch für Unmut im Dorf. «Alle Menschen sollen jetzt da hinrennen und sich impfen lassen», ärgert sich etwa Bettina Schopfer aus Saanen.
Schwingfest als 3G-Anlass
Auch am Bernisch kantonalen Schwingfest, sorgte die Impf-Frage für Diskussionen. Mitfiebern vor Ort durfte nur, wer getestet, genesen oder geimpft war – das Schwingfest, ein 3G-Event. Für die einen ein Schritt zurück zur Normalität, für die anderen eine unzulässige Einschränkung. Sicherheitschef Marc Moser erzählt: «Wir haben teilweise Kommentare erhalten, die unterirdisch waren.» In den sozialen Medien hätten Schwingfans ihren Unmut kundgetan. Es wurde gar gefordert, dass man das Fest absagt, um der Politik zu zeigen, dass man dagegen ist.
Die meisten Schwingfans vor Ort aber akzeptierten die Auflagen und ärgerten sich über die Verweigerer. «Wenn sich die Leute nicht impfen und sich querstellen, dann werden wir die Maske das Leben lang tragen», sagt ein Besucher.
Clubszene verärgert über Impfdruck
Die Ankündigung des Bundesrats, die Tests kostenpflichtig zu machen, sorgt auch im nächtlichen Partyleben für Aufruhr. Viele geben an, dass sie sich lieber jedes Wochenende testen lassen, als sich zu impfen. Der steigende Druck auf Ungeimpfte ärgert sie: «Es sollen sich die impfen lassen, die es wollen. Auf diejenigen, die es nicht tun, sollen sie keinen Druck machen, weil es ein indirekter Zwang ist», sagt Partygänger Gustavo Lima.
Geimpfte Partygänger wiederum kontern: «Die Impfung ist eine Lösung, die man uns auf einem Tablett präsentiert, völlig gratis. Ich verstehe nicht, wie die Leute sich hier weigern können.»