Der Lachanfall von Bundesrat Merz: Ende September 2010 ist der damalige Finanzminister Hans-Rudolf Merz von einem Heiterkeitsanfall geschüttelt worden, als er im Nationalrat über die Problematik beim Import von Bündnerfleisch sprechen wollte. Die Szene ging in die Geschichte ein. Damals wie heute ging es um die Importzölle beim Fleisch.
Damals wurde Bündnerfleisch und Trockenfleisch anders behandelt als andere Fleischimporte. «Während vieler Jahre wurde Fleisch, das zum Grillieren verwendet wird, und Fleisch, das zu Bündner- oder anderem Trockenfleisch verarbeitet wurde, unterschiedlich bezollt», sagt Samuel Emch, SRF-Wirtschaftsredaktor. Den tieferen Ansatz hatte Bündnerfleisch.
Höhere Zölle ab 2016: Die Zölle für Trockenfleisch wurden schliesslich angehoben. Doch die höheren Zölle passten den Mitgliedern der Welthandelsorganisation (WTO) nicht. «Die Länder, die das Rohfleisch für Bündner- und anderes Trockenfleisch liefern, haben bei der WTO interveniert», erklärt Emch. Es waren südamerikanische Länder. Die WTO gab ihnen recht. «Sie wären deshalb berechtigt gewesen, Gegenmassnahmen zu ergreifen» und hätten Gegenzölle auf Schweizer Produkte erheben dürfen. Daran hatte die Schweiz aber kein Interesse.
Was der Bundesrat beschlossen hat: Die Schweiz erhöht nun das Zollkontingent für rotes Fleisch um 1200 Tonnen pro Jahr. Sie tut das als Kompensation dafür, dass sie gewürztes Fleisch dem gleichen Zolltarif unterstellt wie Frischfleisch. Von den 1200 Tonnen reserviert die Schweiz eine Mindestmenge von 600 Tonnen für den Import von gesalzenem, gewürztem Rindfleisch, das bereits zur Herstellung von Trockenfleisch zugeschnitten ist und zu keinem anderen Zweck verwendet werden kann.
Was die Branche meint: Der Schweizer Branchenverband Proviande ist zufrieden mit dieser Lösung. Diese Einigung werde laut dem Verband keine negativen Auswirkungen haben. «Nach zehn Jahren Verhandlungen sind alle Beteiligten zufrieden», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Emch.