Das Wichtigste in Kürze
- Viele Chinesinnen und Chinesen reisen auch als Individualtouristen durch die Schweiz. Sie kennen das Land oft von einer früheren Gruppenreise.
- Doch viele Touristen am selben Ort führten zu Problemen, sagt Jürg Stettler, Tourismusexperte an der Hochschule Luzern – etwa zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung.
- Für Stettler stellt sich deshalb die Frage: «Wie kann man diese Belastungsspitzen über entsprechende Lenkungsmassnahmen etwas brechen?»
Die Schweiz steht bei den Chinesen hoch im Kurs: Allein mit chinesischen Touristen hat das Switzerland Travel Centre (STC) von Januar bis Ende Juni gut vier Millionen Franken Umsatz erzielt.
Die meisten kommen noch immer in der Grossgruppe. Hingegen ist jeder vierte Chinese ein Individualtourist, so Fabian Bryner vom STC. «Es sind oft Gäste, die schon im Rahmen einer Gruppenreise in der Schweiz waren. Und denen hat es gefallen», sagt er, und erklärt weiter: «Dementsprechend haben sie sich jetzt entschieden, mehr Zeit in der Schweiz zu verbringen – und weitere Destinationen innerhalb der Schweiz kennenzulernen.»
Es sind oft Gäste, die schon im Rahmen einer Gruppenreise in der Schweiz waren. Und denen hat es gefallen.
So reisten viele zum Beispiel in das Appenzellerland oder nach Greyerz. Sie besuchten Konzerte oder machten eine kleine Wanderung.
Vor allem junge Chinesinnen und Chinesen würden oft kleinere Abenteuer buchen – wie etwa Jet-Boot fahren. Jedoch stünden auch die klassischen Top-Sehenswürdigkeiten – wie die Kapellbrücke in Luzern oder das Jungfraujoch im Berner Oberland – bei den Individualtouristen auf dem Programm. Sie treffen also auf die, die in Grossgruppen unterwegs sind.
Projektgruppe sucht nach einer Lösung
Viele Touristen am selben Ort führten zu Problemen, sagt Jürg Stettler, Tourismusexperte an der Hochschule Luzern: «Das führt zeitlich und örtlich zu Konzentrationserscheinungen und zum Überschreiten von Belastungsgrenzen und damit zu Unzufriedenheit – insbesondere im Bereich der Bevölkerung.»
Will heissen: Wenn der Schwanenplatz in Luzern voller chinesischer Touristen ist, nervt dies die Luzernerinnen und Luzerner.
Das führt zeitlich und örtlich zu Konzentrationserscheinungen und zum Überschreiten von Belastungsgrenzen und damit zu Unzufriedenheit.
Stettlers Institut arbeitet aktuell an einem Forschungsprojekt, das unter anderem untersucht, wie man dieses Problem lösen könnte, denn: In der Zentralschweiz sind die Touristiker bestrebt, noch mehr chinesische Individualtouristen zu gewinnen. «Dann wird eher die Frage sein: Wie kann man diese Belastungsspitzen über entsprechende Lenkungsmassnahmen etwas brechen und die Reisenden etwas breiter in der Zentralschweiz verteilen?», sagt Stettler.
Ob Zentralschweiz oder Berner Oberland: Eine bessere Verteilung der Touristenströme kommt allen entgegen.