Hans Martin Tschudis Onkel ist berühmt: Er ist bislang der letzte Basler Bundesrat. Zwischen 1960 und 1973 amtierte Hans-Peter Tschudi für die SP als Bundesrat in Bundesbern. Fünfzig Jahre liegt das zurück. An diese Zeit kann sich sein Neffe noch gut erinnern. Ein Gespräch.
SRF: Hans Martin Tschudi, morgen stehen in der Schweiz Bundesratswahlen an: Verfolgen Sie diese?
Ja, mit grosser Freude. Wenn man aus einer Bundesratsfamilie stammt, dann interessiert dieses Thema sowieso.
Hoffen Sie als Basler nun auf eine Vertretung aus Ihrer Region?
Die zweitstärkte Wirtschaftsregion der Schweiz, Basel, hat das Recht, endlich wieder eine Bundesrätin zu haben. Mein Onkel, Hans Peter, wurde 1959 ins Amt gewählt. Das ist sehr lange her. Es ist höchste Zeit.
Seit der Wahl ihres Onkels sind viele Jahre ins Land gezogen. Sie waren damals ein kleiner Junge. Können Sie sich noch daran erinnern?
Ich war bei seiner Wahl acht Jahre alt. Beeindruckt haben mich vor allem die Elefanten, die meinen Onkel mitsamt dem Zoodirektor am Bahnhof empfangen haben. Überall gab es Leute, die trommelten und pfiffen: Es war beinahe eine richtige Basler Fasnacht. Das hat mir gefallen. Beim grossen Bankett im Casino war ich nicht dabei. Dafür war ich noch zu klein.
Beeindruckt haben mich vor allem die Elefanten, die meinen Onkel am Bahnhof in Basel empfangen haben.
Das klingt nach einem sehr lebhaften Empfang. Was bleibt Ihnen von Ihrem Onkel, dem letzten Basler Bundesrat, in Erinnerung?
Ich war immer sehr beeindruckt davon, wie speditiv er gearbeitet hat. Seine Art Dinge zu erledigen war legendär. In Bundesbern entwickelte sich sogar der Begriff Tschudi-Tempo, weil er alles so gewissenhaft und schnell erledigte. Chefbeamte aus Bern erzählten mir stirnrunzelnd, dass sie mit der Arbeit kaum mehr nachkämen. Besonders fasziniert war ich von der Bescheidenheit meines Onkels.
Haben Sie ihn manchmal auch im Bundeshaus besucht?
Ja. Ich war ab und zu in Bern in den Ferien und habe die Zeit mit ihm und Tante Irma sehr genossen. Einen Bundesrat in der Familie zu haben, das hat mich stark geprägt. Ich habe deshalb später auch einen politischen Weg eingeschlagen, bin in Basel Regierungsrat geworden.
Hat ihre Verwandtschaft zu Hans-Peter Tschudi Reaktionen ausgelöst? Woran denken Sie besonders gerne zurück?
Als ich klein war, hatte ich grosse Freude am Dienstwagen meines Onkels. Es war ein schwarzer Cadillac. Damals wohnte meine Familie noch am Basler Voltaplatz im Pfarrhaus. Mein Onkel kam immer wieder zu Besuch. Dann durften wir mit seinem Chauffeur im Cadillac eine Runde drehen. Das ist eine wunderbare Erinnerung.
Wir durften im schwarzen Dienst-Cadillac eine Runde drehen. Das ist eine wunderbare Erinnerung.
Gerne denke ich auch daran zurück, als er 1964 zum ersten Mal Bundespräsident wurde. Dann durfte ich im Stadtcasino bei der grossen Feier einen Vers aufsagen. Das war grossartig.
Wie war sein Leben als Bundesrat? Konnte sich Hans-Peter Tschudi frei bewegen?
Er stieg jeweils im Mattequartier in Bern in den Bus und fuhr Richtung Bundeshaus. Die Leute grüssten ihn: «Guten Tag, Herr Bundesrat!» Er war, wie jeder andere auch.
Das Gespräch führte Philipp Schrämmli.