Aargau: Knatsch um Wohnunterkünfte für Asylsuchende
Ende Februar kam es wegen einer geplanten Asylunterkunft in Windisch zu Kundgebungen. Flüchtlinge würden Mieterinnen aus ihren Wohnungen vertreiben, so der plakative Vorwurf. Tatsächlich hatte der Liegenschaftsbesitzer den 49 Mietern gekündigt, allerdings weil er auf dem Areal schon länger einen Neubau plante.
Appenzell Ausserrhoden: Gemeindefusionen erleichtert
Ende November war sie da, die wegweisende Volksabstimmung über die Gemeindefusionen. Werden aus den momentan 20 Ausserrhoder Gemeinden nur noch drei bis fünf? Oder werden Fusionen immerhin erleichtert? Es war Zweiteres, wofür sich die Stimmbevölkerung entschied.
Damit behalten die Gemeinden die Hoheit. Die Regierung hatte die erste Variante bevorzugt, jetzt hat sie den Auftrag, ein entsprechendes Gemeindefusionsgesetz auszuarbeiten, das es den Gemeinden erleichtert, zu fusionieren.
Appenzell Innerrhoden: Wassermangel im Alpsommer
Viel Sonnenschein und milde Temperaturen sorgten auch im Alpstein für goldene Geschäftszahlen. Traditionell beenden die Berggasthäuser am 1. November ihre Saison. In den meisten Betrieben bewegte sich die Anzahl Übernachtungen auf Rekordniveau.
Auch die Zahl der Tagesgäste war konstant hoch, dank des warmen und stellenweise auch trockenen Sommers.
Basel-Landschaft: EVP fängt SVP ab
Klar war eigentlich, dass die SVP als wählerstärkste Partei Anspruch auf einen Regierungssitz hat. Dann aber tauchte der Muttenzer EVP-Gemeinderat Thomi Jourdan auf, tourte durchs Baselbiet, lud zu Kaminfeuergesprächen und druckte zahlreiche Wahlplakate mit seinem Konterfei.
Derweil machte Sandra Sollberger (SVP), die für ihre Partei den Sitz des abtretenden Thomas Weber verteidigen sollte, einen eher zurückhaltenden Wahlkampf; sie schien sich der Wahl ziemlich sicher.
Basel-Stadt: Endlich wieder Bundesrat
Die Freude in Basel war riesig am 13. Dezember, als kurz nach Mittag feststand: Basel hat wieder einen Bundesrat. «Gewählt ist mit 134 Stimmen: Beat Jans.» Und nicht nur das: In der Woche zuvor wurden mit Eva Herzog und Eric Nussbaumer eine Baslerin und ein Baselbieter zur Ständeratspräsidentin und zum Nationalratspräsidenten gewählt.
Bern: Vernichtendes Spitaljahr
Die Insel-Gruppe durfte zum einen feierlich ein neues Bettenhaus einweihen, zum anderen machte sich der Spitalriese, der seine Vormachtstellung weiter ausbaute, auch unbeliebt.
Rund um die Schliessung des Spitals Münsingen gab es Vorwürfe wegen vorenthaltener Dokumente und geheimer Sitzungen. Auch Vorwürfe über Missstände in der Kindermedizin trübten das Bild.
Freiburg: Ohne Permis zur Niederlage
Im September blieb der Freiburger Regierungspräsident Didier Castella mit dem Auto in einer Polizeikontrolle hängen. Er war alkoholisiert am Steuer und musste den Führerschein für mehrere Monate abgeben.
Dass er seine Vergehen offen bekanntgab, brachte ihm zwar etwas Goodwill. Doch an der Urne erlitt er bei der wichtigsten Abstimmung eine Pleite: Am 12. November verwarf das Freiburger Stimmvolk seine Vorlage, die den Gemeinden mehr Autonomie geben sollte, mit 56 Prozent.
Genf: Polit-Comeback des Jahres
Pierre Maudet schafft Ende April den Sprung zurück in den Genfer Staatsrat. Und dies nach einer letztinstanzlichen Verurteilung wegen eines Korruptionsdelikts, nach der schwerwiegenden Regierungskrise, die Maudet mit seiner Reise nach Abu Dhabi auslöste. Mit seiner neuen Bewegung «Libertés et justice sociale» eroberte er jetzt aber nicht nur einen Sitz in der Regierung, sondern auch ganze zehn Sitze im Grossen Rat.
Glarus: Keine Rückkehr nach Hause
Erst kurz vor Weihnachten kamen wieder Murgänge in Schwanden den Berg herunter. Noch ist viel Gesteinsmaterial oben, das abzurutschen droht. Ende August kam es im Gebiet Wagenrunse zur grossen Rutschung mit 30'000 Kubikmetern Geröll. Fast 100 Personen mussten evakuiert werden.
Im Dezember verabschiedete der Kanton Glarus eine Gefahrenkarte mit drei Zonen. Personen mit Häusern in der roten Zone dürfen nie wieder zurück; betroffen sind rund 40 Leute.
Graubünden: Brienz rutscht weiter
Die sogenannte «Insel» bezeichnet das abrutschende Stück Berg oberhalb des Dorfes Brienz. Mitte Juni kam es mitten in der Nacht zum Bergsturz. Kurz vor den Häusern machte der Schuttstrom Halt und verschonte das Dorf.
Sieben Wochen lang waren die knapp 100 Brienzerinnen und Brienzer evakuiert. Der grosse Rutsch? Fürs Erste vorbei.
Jura: Morddrohungen wegen Geothermie
In der der Gemeinde Haute-Sorne stiess ein Geothermieprojekt auf grossen, gar ausufernden Widerstand. Die Gegner befürchten Erdbeben. Der Widerstand geht trotz Bundesgerichtsentscheid weiter und gipfelte in Morddrohungen gegen den kantonalen Umweltminister. Das Projekt liegt weiter in der Schwebe.
Luzern: Widerstand gegen die Kirche
Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sorgten schweizweit für Entsetzen. In Luzern war die Kirchenbasis wütend und handelte. Das Kirchenparlament entschied im November, die Hälfte des Beitrages an das Bistum Basel, rund 440'000 Franken, zu sistieren. Dieses Geld soll erst im 2024 überwiesen werden, wenn das Bistum Massnahmen ergriffen hat: etwa eine unabhängige Untersuchungs- und Meldestelle oder dass keine Akten mehr vernichtet werden dürfen.
Neuenburg: Sturmschäden nutzen
Am 24. Juli überkam La Chaux-de-Fonds ein schwerer Sturm mitsamt Tornado: Umgestürzte Krane und Hochspannungsmasten, Tausende Gebäudeschäden, zahlreiche umgeknickte Bäume – ein verheerendes Unwetter, das ein Todesopfer forderte.
Weil viele Dächer nun saniert werden müssen, wittern Solarpromotoren eine grosse Chance. Warum bei den Sanierungen nicht gleich Solarpanels auf die Dächer montieren? Dazu gibt es bereits Projekte.
Nidwalden: Roger Federer überboten
Er ist der Überflieger im Skizirkus und der ganze Stolz des Kantons Nidwalden: Marco Odermatt. 2023 war er nicht zu bremsen. Kein Wunder also, dass Odermatt auch zum Sportler des Jahres gewählt wurde. Und auch da zieht er an allen vorbei: Marco Odermatt holte sich den Titel zum dritten Mal en suite. Dies schaffte nicht mal Roger Federer.
Obwalden: Mehr Asylplätze, mehr Kritik
Seit 2015 wird das Truppenlager auf dem Glaubenberg als Asylzentrum gebraucht. Entsprechend gab es auch Kritik, als der Bund mitteilte, die Kapazität in der Asylunterkunft per November auf 640 Plätze zu verdoppeln. Dies kam zu einer Zeit, als es auf dem Glaubenberg wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Asylsuchenden kam.
Die Regierung bestätigte, dass die Polizei öfters ausrücken musste, wies aber auch darauf hin, dass nur ein paar wenige Personen dafür verantwortlich waren. Diese seien versetzt worden.
Schaffhausen: Abwahl nach 12 Jahren Ständerat
Noch nie hat die Schaffhauser Stimmbevölkerung einen bisherigen Ständerat abgewählt – bis zum 19. November. Der zweite Wahlgang um den zweiten Sitz – Hannes Germann (SVP) schaffte die Wiederwahl im ersten Wahlgang – verkam für Thomas Minder (parteilos) zum Fiasko: Er wurde abgewählt, Herausforderer Simon Stocker (SP) machte über 2000 Stimmen mehr. «Ich kann kaum glauben, was passiert ist», sagt der glückliche Gewinner.
Schwyz: Geschlossene Geburtenabteilung
Das Spital Einsiedeln machte 2023 mehrmals Schlagzeilen. Zunächst schlugen aktuelle und ehemalige Mitarbeitende Alarm: Bei der Klinik gebe es einen Exodus von Kaderleuten, die Stimmung sei im Keller. Die Direktion wies die Vorwürfe entschieden zurück.
Im Herbst traf schliesslich der Fachkräftemangel das Spital. Weil das Personal auf der Geburtenabteilung fehlte, blieb diese im September eine Woche lang geschlossen. Was zunächst eine kurzfristige Notmassnahme schien, wiederholte sich. Ende Oktober kommunizierte das Spital schliesslich, dass die Abteilung erst 2024 wieder öffnen werde.
Solothurn: Bundesgericht beerdigt Verkehrsprojekt
Seit über 60 Jahren wird an einer Umfahrung des Städtchens Klus zwischen Oensingen und Balsthal herumgedoktert. Auch das neuste Projekt ist nun gescheitert, und dies, obwohl das Stimmvolk einem 74-Millionen-Franken-Kredit für eine Umfahrung deutlich zustimmte.
Das Bundesgericht ging im März allerdings nicht auf eine Beschwerde der Solothurner Regierung ein. Damit wird ein Urteil des Solothurner Verwaltungsgerichts rechtskräftig.
St. Gallen: Sparsäuli für die Olma
Die Corona-Pandemie riss ein Loch in die Olma-Kasse. Die neue Direktorin wartete daraufhin mit einem ambitionierten Rettungsplan auf. Zuerst gab es eine Finanzspritze der Politik, die Genossenschaft wurde in eine AG umgewandelt, daraufhin wurden mit einer Kapitalerhöhung Millionen gesammelt.
Noch fehlen den Olma-Messen rund ein Viertel der nötigen 40 Millionen. «Die letzten 25 Prozent werden noch anspruchsvoll», sagte Direktorin Christine Bolt.
Tessin: Gotthard zu, Tourismus leidet
Im September war das Tessin zwischenzeitlich von der Restschweiz ziemlich abgeschnitten: Die «schnellen Wege» in die Deutschschweiz waren unterbrochen. «Das Tessin verliert seine Lebensader», titelte ein News-Podcast von SRF. Der Tourismus in der Sonnenstube litt, Umsatzeinbussen in der kantonalen Industrie und im Gewerbe schlugen ein. Der Strassentunnel wurde dann aber rasch wieder geöffnet.
Thurgau: Hefenhofen-Angeklagter teils schuldig
Ein vernichtendes Urteil für die Thurgauer Behörden: In den Hauptanklagepunkten wurde der Hauptangeklagte im Fall Hefenhofen freigesprochen. Das Gericht sprach ihn zwar teilweise der Tierquälerei schuldig, der Kern der Anklageschrift fiel aber in sich zusammen. Aus den von der Staatsanwaltschaft geforderten sechs Jahren Haft wurde eine achtmonatige bedingte Haft sowie eine Geldstrafe.
Uri: Stau verlagert sich
Diese eine Woche im September: Der Gotthard-Basistunnel und der Strassentunnel waren gesperrt. Letzterer wurde nach einer Woche wieder freigegeben, im Basistunnel jedoch ist das Ausmass der Zerstörung bis heute immens. Erst ab September 2024 ist wieder Normalbetrieb möglich.
In Uri bedeutete die Gotthard-Sperre mehr Arbeit für die Polizei und mehr Verkehr in Andermatt. Auf der Autobahn patrouillerten vermehrt Polizeistreifen, um die Lage im Blick zu halten.
Waadt: Entlassungen und Dividendenzahlungen
Die Zürcher Mediengruppe Tamedia brachte mit ihrem Sparplan ihre Angestellten mit Parolen auf die Strasse. In Lausanne demonstrierten Ende Oktober zahlreiche Mitarbeitende vor dem Edipresse-Turm. In der Romandie fällt der geplante Stellenabbau frappanter aus als in Zürich. So sollen in der Westschweiz 28 von 247 Stellen verschwinden. Vom Sparpaket von total sechs Millionen Franken entfallen 3.5 Millionen auf die Romandie.
Wallis: Tempo beim Wolf, Bremse bei Solar
Nach dem Solarexpress des Bundes wurden viele Ideen für hochalpine Grossprojekte lanciert. So zum Beispiel Grengiols-Solar im Saflischtal. Das Volk bremste das Projekt an der Urne aus.
Bewilligt wurde gegen Ende Jahr auch der Abschuss von sieben ganzen Wolfsrudeln. In Rekordzeit wurde ein Dutzend Tiere erschossen. Eine Beschwerde von Umweltverbänden führte dann zu einem Teilstopp der Jagd. Die Jagd auf vier Rudel läuft noch bis Ende Januar.
Zug: Sonnenschein am Jodlerfest
Sechs Jahre mussten Jodelfans warten, dann wurde es ein Fest der Superlative: das eidgenössische Jodlerfest in der Stadt Zug im Juni. Es lockte bei herrlichem Wetter 210'000 Volkskulturbegeisterte an. Ein Rekord. Während drei Tagen und Nächten wurde an der Festmeile entlang der Seepromenade gefeiert, als gäbe es kein Morgen.
Zürich: Der Untergang der CS
Es war ein globales Beben auf dem Finanzmarkt. Bei der Credit Suisse reihten sich Skandale und Fehler aneinander. Das Missmanagement führt zu hohen Abflüssen der Vermögen von Kunden. Die Bank schlittert in einen Liquiditätsengpass.
Am 19. März wurde bekannt, dass die CS und die UBS einen Fusionsvertrag abschlossen. Der Bundesrat ermöglichte die Fusion durch eine Verordnung gestützt auf Notrecht. Die CS wird vollständig in die UBS integriert, das dauert noch bis Ende 2026.