Seit dem Angriff auf Israel sitzt der Schock in der jüdischen Gemeinde weltweit tief. Gleichzeitig nehmen antisemitische Vorfälle zu. In Frankreich etwa habe es seither über 100 solcher Vorfälle gegeben, sagte der französische Innenminister in einem Radiointerview. Auch in der Schweiz mache sich eine antisemitische Stimmung bemerkbar, so jüdische Organisationen.
Antisemitische Kommentare und Graffitis
Zwischenfälle gab es laut CICAD, der Meldestelle für antisemitische Vorfälle in der Westschweiz, zum Beispiel an Schulen. «Schüler wurden mit ‹Vive la Palestine›, ‹Free Palestine› angesprochen, oder ‹ihr dreckigen Juden, es lebe die Hamas, sie hätten mehr töten sollen›.» Mit solchen Äusserungen hätten sich Teenager an israelische Mitschüler gewendet, sagt CICAD-Sekretär Johanne Gurfinkiel.
An der Tagesordnung seien solche Vorfälle zwar nicht, aber es gebe sie. Weitere Beispiele seien antisemitische Graffitis, so Gurfinkiel. «Ein Graffiti hat man zum Beispiel an einer Tür gefunden: den Kopf einer Person, mit einem jüdisch klingenden Namen versehen, auf dem ‹Free Palestine, danke Hamas› eingraviert wurde.»
Kein einheitliches Vorgehen bei Kundgebungen
An pro-palästinensischen Demonstrationen sei es in den vergangenen Tagen ebenfalls zu antisemitischen Vorfällen gekommen. Die Kantone würden solche Kundgebungen unterschiedlich handhaben: Einige wurden verboten, andere nicht.
Das unterschiedliche Vorgehen kritisiert auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG. Im Kanton Zürich zum Beispiel nehme man das Thema ernst, sagt SIG-Sekretär Jonathan Kreutner: «Da hat man Kundgebungen flächendeckend verboten, passt Sicherheitsmassnahmen an und geht auf die Bedürfnisse der jüdischen Gemeinde ein.» In anderen Kantonen sehe es anders aus. Die unterschiedliche Handhabung beunruhige die Leute.
Bislang keine Anzeigen
Konkrete Vorfälle wurden dem SIG nicht gemeldet. Er nehme aber teils eine antisemitische Stimmungsmache wahr: «Man merkt es in den sozialen Medien oder bei Kundgebungen auf der Strasse.» Auch wurde die Israelflagge, welche am Basler Rathaus hängt, beschädigt.
In der Stadt Zürich, in der die grösste jüdische Gemeinde der Schweiz existiert, heisst es von der Stadtpolizei: Seit dem Angriff am Samstag habe sie ihre Patrouillen verstärkt – konkrete Anzeigen habe sie bisher nicht erhalten.