Jugendliche, die in die Schweiz flüchteten, haben sich alleine durch die halbe Welt geschlagen, teils unter widrigen Umständen. Deshalb brauchen sie in den Asylzentren enge Betreuung, sagt David Keller, Koordinator der verschiedenen Bundesasylzentren. «Viele werden längerfristig bei uns bleiben. Sie sollten sich wieder daran gewöhnen, einen Tagesablauf zu haben.»
Wichtig sei, die Jugendlichen von erwachsenen Flüchtlingen getrennt zu betreuuen. Das ist in der Regel nicht der Fall. In einem zweijährigen Projekt hat man aber genau das in den Bundes-Asylzentren in Basel und Zürich umgesetzt.
Ausserdem begleiteten Sozialpädagogen die Kinder und Jugendlichen, halfen ihnen im Alltag, redeten mit ihnen über ihre Erlebnisse und auch darüber, wie sie ihr Leben weiter gestalten könnten. Dolmetscher übersetzten die Gespräche.
Dieses zweijährige Pilotprojekt nahmen Wissenschaftler von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften unter die Lupe. Die Massnahmen zeigten Wirkung, sagt Studienleiterin Eva Mey. «Man hat einen besseren Zugang zu den Kindern. Sie wissen, wohin sie sich bei alltäglichen Problemen wenden müssen.»
Mehr Kontaktmöglichkeiten nach aussen
Die Studie zeigt aber auch, dass es noch mehr brauche, um den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden. «Es ist ein Schritt in die richtige Richtung getan, aber um wirklich Kindes- und Altersgerechtigkeit zu garantieren, braucht es noch weitere Schritte.»
Es brauche eine noch engere Betreuung, sodass man individuell auf die geflüchteten Jugendlichen eingehen könne. Weiter sei eine unabhängige Aufsichtsstelle nötig. Und schliesslich brauche es mehr Kontaktmöglichkeiten nach aussen. Jugendliche seien in den Asylzentren oft isoliert. Je schneller sie mit Menschen aus der Umgebung in Kontakt kommen, desto einfacher sei die Integration.
Auch für Marianne Hochuli von der Hilfsorganisation Caritas gehen die Massnahmen in die richtige Richtung. Ausreichend seien sie aber nicht.
«Die Frage ist, wie intensiv die Massnahmen sind. Kinder brauchen Erziehung, ein soziales Netz und Bildung.» Sozialpädagogische Fachkräfte zu haben sei wichtig, es brauche aber durchgehende Präsenz und es komme auf den Betreuungsschlüssel an.
Weiter sei es entscheidend dass die Kinder und Jugendlichen möglichst schnell mit Schweizern in Kontakt kommen, zum Beispiel in der Schule. «Ich habe Kinder erlebt, welche nach sechs Monaten beinahe Schweizerdeutsch gesprochen haben. Dafür ist dieser Austausch wichtig.»
5 Millionen Franken bewilligt
Auf diese Forderung gehen die Behörden im Moment allerdings nicht ein. In einem nächsten Schritt will das Staatssekretariat für Migration die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt umsetzen. Also mehr Betreuung durch Sozialpädagogen und Dolmetscher. Das Bundesamt für Justiz hat dafür knapp fünf Millionen Franken bewilligt.