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«Ein Handy-Verbot ist keine Lösung»
Aus Espresso vom 14.06.2017. Bild: SRF
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Jugendliche und Handy-Konsum «Ein Handy-Verbot ist keine Lösung»

Franz Eidenbenz, Psychologe mit Spezialgebiet neue Medien, findet klare Regeln und Konfliktbereitschaft wichtig.

Für Jugendliche und bereits viele Kinder ist das Smartphone ständiger Begleiter. Einige verfallen gar einer Sucht, zum Beispiel durch sogenannte In-App-Spiele wie «Clash Royale» oder «Pokémon Go». Das zeigt auch das Beispiel von «Kassensturz»: Ein Jugendlicher geriet in einen Spielrausch und belastete innert kurzer Zeit die Kreditkarte der Eltern mit 5000 Franken. Für Psychotherapeut Franz Eidenbenz ein ständig wachsendes Phänomen.

SRF: Was sind Anzeichen für eine Spielsucht?

Franz Eidenbenz: Bei exzessivem Handygebrauch wird es dann kritisch, wenn das Gerät wichtiger wird als die reale Umgebung. Der Konsum wird dann zum Selbstzweck und dient der Stimmungsregulation. Ähnlich wie bei den Zigaretten gibt es immer einen Grund für den Konsum. Zum Beispiel nach Konflikt- und Stresssituationen, wenn es nicht gut geht, aus Langeweile oder als Belohnung.

Wenn Geld mit zunehmendem Einsatz mitspielt, kommen Suchtfaktoren des Glücksspiels dazu. Das erhöht das Risiko weiter.

Bei Handy- oder Computerspielen gehören männliche Jugendliche zur Risikogruppe.

Ab wann kann man von einer Sucht sprechen?

Wenn es schwierig ist, den Gebrauch selber zu kontrollieren und kritische Stimmen aus der Umgebung zu hören. Ausserdem wird es heikel, wenn der Konsum trotz offensichtlicher negativer Auswirkung auf die Leistung in der Schule oder bei der Arbeit und im sozialen Umfeld zu beobachten sind.

Gibt es besondere Risikogruppen?

Bei Handy- oder Computerspielen gehören männliche Jugendliche zur Risikogruppe. Sie sind auf Kampf, auf Abenteuer und Wettbewerb aus. Aber auch schwierige Lebensumstände wie scheinbar unlösbare Konfliktsituationen oder Misserfolg erhöhen das Suchtrisiko.

Wie kann man diese Sucht therapieren? Bestehen überhaupt Erfolgschancen?

Der Behandlungserfolg ist sehr unterschiedlich und hängt wesentlich von der Motivation der Betroffenen und des Umfeldes ab. Grundsätzlich können mindestens Verbesserungen in der Therapie erreicht werden. Dabei ist das Umfeld von besonderer Bedeutung, da die Einsicht des Süchtigen meist sehr eingeschränkt ist.

Der Konsum soll dann insbesondere nachts eingeschränkt werden und die Hintergründe und Ursachen sollten genauer verstanden werden. Je nach Situation muss auch die Möglichkeit, an Geld zu kommen, kontrolliert werden.

Am wichtigsten ist, dass abends eine Zeit festgelegt wird, wann das Handy abgeschaltet oder abgegeben wird.

Eltern sind oft überfordert. Wie gehen Sie mit ihren Kindern diesbezüglich richtig um?

Eltern sollten Regeln bezüglich Nutzungsdauer und Zeit formulieren. Der wichtigste Punkt dabei ist, dass abends ein Zeit festgelegt wird, wann das Handy abgeschaltet oder abgegeben wird.

Für das Einhalten der Regeln können Konsequenzen im Sinne von Belohnungen, aber auch angemessene Strafen formuliert werden. Gleichzeitig braucht es die Bereitschaft, mit den daraus entstehenden Konflikten konstruktiv um zu gehen. Es ist kein realistisches Ziel, keine Konflikte mit Jugendlichen über den Medienkonsum zu haben.

Ein Handy-Verbot ist keine Lösung?

Ein komplettes Verbot löst bei Jugendlichen extreme Reaktionen aus, und das ist nicht zielführend. Viel besser ist, einen gesunden Umgang mit diesen virtuellen Spielen zu lernen.

Das Interview führten Maria Kressbach und Roland Wermelinger.

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