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Schweiz Junge sollen weniger Prämie bezahlen

Fast jedes Jahr dasselbe Lied: Auch 2017 werden die Krankenkassenprämien steigen – um vier bis fünf Prozent. Jetzt will die Gesundheitskommission des Nationalrats junge Erwachsene entlasten: Sie sollen künftig deutlich weniger Prämien bezahlen. Das hat seinen Preis.

Es ist eine Summe, mit der man nett essen gehen kann: Ungefähr 90 Franken pro Monat sollen junge Erwachsene bis 26 Jahre in Zukunft bei ihren Krankenkassenprämien sparen. Bei den 26- bis 35-Jährigen wären es immerhin noch etwa 30 Franken.

Weniger rosig sind dafür die Aussichten für alle ab 36: Sie müssten jeden Monat etwa 20 Franken zu Gunsten der Jungen drauflegen, so dass die Krankenkassen die Gesundheitskosten weiterhin decken könnten.

Ignazio Cassis, Präsident der Gesundheitskommission im Nationalrat und damit Schirmherr über den neuen Vorschlag, erklärt, was die Umschichtung soll: «Die Kernidee ist es, junge Familien mit Kindern von der Zahlung der Prämien zu entlasten.»

Wie aber soll das gehen, wenn nicht junge Familien weniger Prämien bezahlen würden, sondern junge Erwachsene, die schon in Ausbildung sind? Über einen Umweg: Junge Erwachsene berappen in Zukunft weniger. Deswegen brauchen sie weniger finanzielle Hilfe vom Staat. So bleibt dem Staat mehr Geld übrig, mit dem er in Zukunft Familien mit minderjährigen Kindern und tiefen bis mittleren Einkommen beim Bezahlen der Krankenkasse unterstützen soll.

Ab 36 soll's teurer werden

Dass dafür alle ab 36 – fünf Millionen Menschen in der Schweiz – drauflegen sollen, findet FDP-Politiker Cassis gerecht: «Leute, die 40 Jahre alt sind, sind gemäss unserer Statistiken meistens wohlhabender, als Leute mit 28.» Klar würden beispielsweise 40-Jährige mit vierjährigen Kindern nur draufzahlen und gar nicht profitieren Aber erstens könne die Politik nicht jeden Einzelfall berücksichtigen und zweitens gebe es eben auch viele wohlhabende 40-Jährige mit kleinen Kindern.

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Ähnlich sehen das die Krankenkassen. «Grundsätzlich finden wir es gut, dass Familien mit Kindern entlastet werden», sagt Verena Nold, Direktorin des Verbands Santésuisse. Diese Familien hätten heute eine grosse finanzielle Belastung.

Vorschlag ist umstritten

Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Nationalrat streitet wohl diesen Winter über den Vorschlag, danach ist der Ständerat dran – und am Schluss vielleicht sogar das Volk. Denn das Vorhaben ist umstritten, bereits in der Gesundheitskommission unter Cassis waren die Bürgerlichen skeptisch. Das Ja zu den neuen Regeln ist nur ganz knapp zustande gekommen.

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