«Ich möchte meine Figuren nicht altern sehen», sagt Joachim Rittmeyer im Foyer der Kellerbühne St. Gallen. Hier, in seiner Heimat, wo vor 50 Jahren seine Bühnenkarriere begann, schliesst sich der Kreis: Der 73-jährige Kabarettist trat diese Woche zum letzten Mal auf. Auf «seiner» Kellerbühne, wo alles begann.
Ein halbes Jahrhundert ist vergangen – mit Bühnen- und Fernsehauftritten, mit zahlreichen Figuren, durch die er meist messerscharfe Beobachtungen aus kleinen Alltagsgeschichten erzählt.
Es resultierten 22 Bühnenprogramme, Auftritte bei ARD und SRF oder im Bundesparlament in Bern. Über die Jahrzehnte blieb Rittmeyer der Schweizer Kleinkunst immer treu. Die grosse Bühne? Nichts, was ihn reizte.
Die Anfänge in den 1970er-Jahren waren schwer, die Säle noch nicht ganz voll. Den Leuten, die damals kamen, sei er heute noch dankbar: «Sie haben einen Abend riskiert und geschaut: Was ist das überhaupt?», sagt Rittmeyer. Heute sei das schwieriger: «Man weiss alles im Voraus: Wie es bewertet ist, oder ob es sich lohnt, sich das anzuschauen.»
Als der Parodierte im Publikum sass
Die Dernière am Ort der Premiere bringt Erinnerungen hoch von früheren Auftritten. Und auch von speziellen Erlebnissen: «Bundesrat Kurt Furgler kam. Und ich habe ihn parodiert auf der Bühne», erzählt Rittmeyer.
Dass Furgler im Publikum sitzt, damit habe er natürlich nicht gerechnet. «Während des ganzen ersten Teils dachte ich: Wie mache ich das?» Aber dann auch: «Ich ziehe das jetzt durch. Das Gelächter muss er in Kauf nehmen.»
Schenkelklopfer waren nie Rittmeyers Ding. Sprachwitz und minutiöse Rollenwechsel zeichneten ihn aus. Auf seiner Abschiedstour spielte er eine Best-of-Zusammenstellung. Und zum Abschied gab es vom Publikum in der Kellerbühne noch einmal viel Applaus.