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«Käsesterben» ist abgewendet Bakterien-Zucht des Bundes kommt in «soziale» Hände

  • Nach dem Ausstieg des Bundes aus der Produktion von Milchfermenten für die Käse-Industrie zeichnet sich eine Lösung mit der Käsebranche ab.
  • Die Käsebranche wird künftig die Produktion von Käsebakterien selbst übernehmen.

Käseproduktion,
Legende: Bakterien geben jedem Käse seinen Eigenschaft. Bisher hütete der Bund die Mikroorganismen. Keystone/Archiv

Darum geht es: Neben der Milch sind es vor allem die Milchfermente, also Bakterien, die dafür sorgen, dass ein Emmentaler oder ein Appenzeller Käse ihren ganz speziellen Charakter erhalten. Diese Bakterienkulturen hat die Forschungsstelle Agroscope des Bundes über Jahrzehnte gesammelt, gemischt, gezüchtet und den Käsereien wieder zur Verfügung gestellt. Nun muss Agroscope sparen und kann sich die aufwändige Züchtung der Bakterienkulturen nicht mehr leisten.

Käsebranche reagiert: Dass der Bund nun bei Agroscope spart und sich aus dieser aufwändigen und teuren Produktion zurückzieht, habe die Branche vorausgesehen, erklärt Anwalt und Käsevermarkter Lorenz Hirt. Vor gut einem Jahr habe er deshalb sämtliche Beteiligte an den Verhandlungstisch geholt. Man sei sich einig, dass es keine Privatisierung geben dürfe. Denn dies könnte für kleine Käsereien bedeuten, dass sie keine neuen Bakterienkulturen mehr erhalten.

Bakterien sozialisieren: Das Ziel sei deshalb vielmehr eine «Sozialisierung» dieser typischen Käsebakterien: «Die Branche übernimmt diese Reproduktion gemeinsam. Es ist die gesamte Branche, von den gewerblichen Käseproduzenten der Fromarte über alle Sortenorganisationen bis zu den kleinen Sorten hin. Auch der Schweizerische Milchproduzentenverband ist beteiligt. So werde sichergestellt, dass jedes Kilogramm Milch den gleichen und diskriminierungsfreien Zugang zu diesen Kulturen auch in Zukunft haben werde.

Jedes Kilogramm Milch wird auch künftig den gleichen und diskriminierungsfreien Zugang zu den Kulturen haben.
Autor: Lorenz Hirt Anwalt und Käsevermarkter

Vertrag in Sichtweite: Die Verhandlungen seien komplex, doch man stehe kurz vor dem Abschluss, zeigt sich Projektleiter Hirt zuversichtlich. Das Vertragswerk soll auch der Bund mitunterzeichnen. Und es soll garantieren, dass diese mikroskopisch kleinen Grundzutaten für regionale Schweizer Käsesorten auch im freien Markt weiter gehegt und gepflegt werden.

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