Der Kuchen wächst – weltweit und auch in der Schweiz. Während Theater und Kinos geschlossen waren, haben viele Menschen in der Corona-Pandemie ein Streamingabo gelöst. Laut Siri Fischer, der Geschäftsführerin der IG Elektronische Medien, nutzen in der Schweiz rund 3.3 Millionen Menschen ab 15 mindestens eine zahlungspflichtige Streaming-Plattform: Eine Million mehr als vor Corona. Mit 2.8 Millionen Nutzerinnen und Nutzern ist Netflix der klare Leader; aber auch DisneyPlus wie auch das SRG-Angebot Play Suisse erreichen je rund 700'000 Menschen.
Und das Wachstum könnte weiter gehen: «Die neusten Zahlen zeigen, dass das herkömmliche Live-Fernsehen im Schnitt pro Kopf und Tag über 100 Minuten genutzt wird, während es bei Netflix gerade einmal sieben Minuten sind», sagt Fischer.
Neue Anbieter drängen in den Markt
Seit gestern ist Oneplus auf dem Markt: Das neue Streaming-Angebot von CH Media, der Mediengruppe, die neben der Aargauer Zeitung und dem St. Galler Tagblatt auch diverse Lokalradios und Fernsehsender wie 3+ oder TV24 betreibt. Oneplus bietet Eigenproduziertes wie etwa «Der Bachelor» oder «Reality Shore», Schweizer und internationale Filme wie «Green Book», «Django Unchained» oder «Der Goalie bin ig» sowie ein Kinderprogramm.
Bereits seit einem Jahr gibt es Play Suisse. Aus dem reichen Fundus der SRG zeigt Play Suisse eine Auswahl an Filmen, Dokumentationen und Serien wie «Wilder», «Neumatt» oder «Tschugger». Und Play Suisse bietet auch untertitelte Sendungen aus den jeweils anderen Sprachregionen – eine Besonderheit, die gut ankommt: «Das war eine positive Überraschung für uns zu sehen, dass das Interesse auch über die Sprachregionen hinweg gross ist», freut sich Bakel Walden von der SRG-Generaldirektion. «Wir stellen fest, dass 30 Prozent der Nutzung mit Untertiteln erfolgt. Das funktioniert also.»
«Subscription Fatigue» in den USA
Auch die Swisscom hat ihr Streamingangebot rundum erneuert und bietet seit drei Wochen ihren Fernsehkunden das kostenlose Zusatzangebot Blue Play an. Via die TV-Box bietet die Swisscom ihren Kundinnen und Kunden einen einfachen Zugriff auf die Inhalte von Drittanbietern wie Netflix oder anderen.
«Wir bieten unseren Kunden die Inhalte an, die sie gerne sehen wollen – unabhängig davon, woher diese kommen», erklärt Malte Probst, der bei der Swisscom das TV-Geschäft leitet. Ziel sei es, dass die Kundinnen und Kunden nicht mehrere verschiedene Streamingabos lösen müssen, sondern (fast) alles auf einer Plattform finden.
Denn bereits macht in den USA – wo das Streaming seit 2007 mit Netflix erstmals richtig populär wurde – das Wort von der «Subscription Fatigue» die Runde: «Viele Leute haben genug davon, sich Filme und Serien auf verschiedenen Plattformen zusammensuchen zu müssen», sagt SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren. «Die wenigsten Leute sind bereit, mehr als drei verschiedene Streamingdienste zu abonnieren.»