- Mit 800'000 Franken möchte der Bundesrat in den kommenden vier Jahren ein Kompetenzzentrum gegen Zwangsheiraten unterstützen.
- In den vergangenen vier Jahren hat der Bund noch 2 Millionen Franken zur Bekämpfung von Zwangsheiraten zur Verfügung gestellt.
- In der Schweiz kommt es jedes Jahr zu mehreren hundert Zwangsheiraten, die Dunkelziffer ist hoch.
Im Kampf gegen Zwangsheiraten habe man in den vergangenen Jahren zahlreiche Erfolge verzeichnen können, stellt der Bundesrat in einem heute veröffentlichten Bericht fest. Durch das Programm zur Bekämpfung von Zwangsheiraten seien in vielen Regionen der Schweiz Netzwerke zu Zwangsheiraten gebildet oder weiter entwickelt worden. Diese seien jedoch nicht nachhaltig, kritisiert der heute publizierte Bericht.
Insgesamt gab der Bund in den vergangenen vier Jahren 2 Millionen Franken zur Bekämpfung von Zwangheiraten aus. Dieses spezielle Programm zur Bekämpfung von Zwangsheiraten will der Bundesrat nun stoppen. Das Budget im Kampf gegen Zwangsheiraten wird mehr als halbiert. Mit 800'000 Franken soll in den kommenden vier Jahren ein gesamtschweizerisches Kompetenzzentrum unterstützt werden.
Keine verlässlichen Zahlen
In der Schweiz kommt es jedes Jahr zu mehreren hundert Zwangsheiraten, die Dunkelziffer ist hoch. Alleine zwischen Anfang 2015 und Ende August 2017 wurden 905 Fälle von Zwangsheiraten beim Bund gemeldet. Bei 83 Prozent der Betroffenen handelte es sich um Frauen. Über ein Viertel der Betroffenen war unter 18 Jahren alt. Gemäss dem Bericht sind die häufigsten Herkunftsländer Kosovo, Sri Lanka, Türkei, Albanien, Mazedonien, Afghanistan und Syrien. Der Bundesrat will keine zusätzlichen Anstrengungen unternehmen, um Daten zu Zwangsheiraten in der Schweiz zu erheben. Eine Studie habe gezeigt, dass es keine verlässliche Methode dazu gebe.
Grosse regionale Unterschiede
In den Kantonen Bern und Zürich wurde im Rahmen des Bundesprojekts sehr viel unternommen, während es in der Zentral- und Ostschweiz kein Projekt gegen Zwangsheiraten gegeben hat, dass durch den Bund unterstützt wurde. Dem Bund fehle die Komptenz, Regionen zur Umsetzung von Massnahmen zu verpflichten.
Die regionalen Fachstellen seien bei der Beratung und beim Schutz direkt Betroffener an ihre Grenzen gestossen, kommt der heute veröffentliche Bericht zum Schluss. Vor zwei Jahren wurde deswegen ein überregionales Kompetenzzentrum gegen Zwangsheirat geschaffen.