Basel gilt als Hotspot. Seit 2015 hat sich die Asiatische Tigermücke rasant in der Stadt ausgebreitet – stärker als in anderen Kantonen. Besonders in den Sommermonaten sei das Tier besonders lästig, sagt Renata Lehner.
Für uns war schnell klar: Wir müssen etwas unternehmen.
Die Tage im Garten seien mittlerweile kaum auszuhalten, sagt die Rentnerin: «Die Stiche jucken extrem. Deshalb war für uns schnell klar: Wir müssen etwas unternehmen.» Die fremde Mücke sticht auch tagsüber und kann Krankheiten übertragen.
Das Zuhause: eine Werkstatt
Seit Monaten fertigen Renata Lehner und ihr Mann Oskar Lehner deshalb Schutzgitter für Regentonnen an. In einem ehemaligen Schlafzimmer stapeln sich Hunderte Fahrradfelgen für Tandems. Ein Überbleibsel von Lehners altem Fahrradgeschäft.
Vor der Pensionierung fertigte der «Velo-Osky» in Basel Tandems. Diese alten Felgen bespannen die Lehners mit einem feinen Metallgitter, so fein, dass die Mücke nicht hindurchschlüpfen und ihre Eier nicht ins Wasser legen kann.
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Bild 1 von 3. Oskar Lehner war früher der «Velo-Osky» und hat deshalb noch ganz viel Material aus dem alten Fahrradgeschäft übrig. Bildquelle: SRF / Hanna Girard .
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Bild 2 von 3. Mehrere hundert solche Tigermücken-Schütze hat das Paar schon gebaut. Dafür haben sie eigens Maschinen entwickelt. Bildquelle: SRF / Hanna Girard .
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Bild 3 von 3. Die Idee sei schnell geboren gewesen: «Mir geht es wie einem Musiker, der eine Melodie im Kopf hat. Da muss man’s nur noch auf Papier bringen.». Bildquelle: SRF / Hanna Girard .
Ihr Haus haben die Lehners zu einer Werkstatt umfunktioniert. «Es ist eine simple Handhabe. Den Schutz kann man auf die Regentonnen legen, sodass die Mücken nicht in den Fässern brüten können», so Oskar Lehner. Das Paar hat extra Maschinen hergestellt, um die Schutzgitter produzieren zu können. Eine gute halbe Stunde braucht es, einen solchen Schutz herzustellen.
Meist arbeiten die Lehners spätabends in ihrer Werkstatt: «Ich habe schon alle Krimis im Fernsehen gesehen. Statt vor dem TV zu sitzen, gehe ich im Keller arbeiten und höre dazu Radio.» Mehrere hundert Stück fertigen die Lehners an. Ihre Abnehmer: Basler Familiengarten-Vereine. Dort ist die Dichte an Regentonnen besonders hoch.
Lob vom Kanton
Susanne Biebinger ist im Kanton Basel-Stadt für die Bekämpfung der Tigermücke verantwortlich. Die Biosicherheitsinspektorin freut sich über die Initiative der beiden Rentner: «Der grösste Hotspot sind tatsächlich die Regentonnen», sagt sie.
Dieses Produkt ist effektiv und packt das Problem bei der Wurzel.
«Die Netze, die wir bisher verteilt haben, gehen schnell kaputt. Dieses Produkt ist effektiv und packt das Problem bei der Wurzel.» Denn Tigermücken brüten am liebsten in stehendem Wasser. Der Kanton sei darauf angewiesen, dass die Anwohnerinnen und Anwohner beim Kampf gegen die Tigermücke mitmachen.
Die Basler Bevölkerung sei angehalten, Untertöpfe zu reinigen, stehendes Wasser zu vermeiden und Brutstätten aufzulösen. Zentral sei das, so Biebinger: «Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Die Tigermücken können bis zu 200 Meter weit fliegen. Unternimmt ein Nachbar nichts, leidet also die ganze Nachbarschaft.»
Die Ausbreitung der Tigermücke in Basel
Aufgetaucht ist die Tigermücke in Basel 2015. Wegen des warmen Klimas aufgrund der Oberrheinebene fühlt sich der fiese Stecher in der Stadt besonders wohl. Eingeschleppt worden sei die Mücke wahrscheinlich über die Autobahn, so Biebinger.
Basel gelte neben dem Tessin und dem Kanton Genf als Hotspot für Tigermücken. Auf innovative Ideen, wie jene der Lehners, sei der Kanton deshalb angewiesen.
Renata und Oskar Lehner hoffen darauf, dass sie mit ihrem Produkt einen Denkanstoss geben können und hoffen auf eine Nachfolge. «Am tollsten wäre es, wenn jemand anderes unsere Idee fortführen würde», sagt Renata Lehner. Die Grossproduktion zu Hause habe sie in den letzten Monaten viel Kraft gekostet.