Schon von der Strasse zur Kampfjet-Fabrik sind die startenden Flieger gut zu sehen. Der F-35 sei eine Klasse für sich, findet Henry Ham, der seit Jahren vom Strassenrand die Jets beobachtet. Auch heute. «Fünf, sechs Flieger können miteinander kommunizieren und den Kampf kontrollieren. Die Technologie ist schlicht unübertroffen.»
Von umgänglich zu anpreisend
Wir sind unterwegs zum Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin in Fort Worth, Texas. Hier wird der F-35 montiert. Lockheed Martin will Journalisten die Vorzüge ihres Flugzeugs aufzeigen.
Die Sicherheitsvorschriften in der Anlage in Fort Worth sind streng – wir dürfen nur an wenigen Orten filmen. Manager, Presseleute und Pilot begleiten uns. Im direkten Gespräch locker und umgänglich, wechseln sie auf einen anpreisenden Jargon, sobald es um offizielle Interviews gibt.
Tony «Brick» Wilson ist F-35-Testpilot. Er sagt: «Die grösste Bedrohung ist die, die ich nicht sehe. Mit dem F-35 gibt es das nicht mehr. Ich kann die Bedrohung ausschalten, habe damit grössere Überlebenschancen und komme jedes Mal sicher nach Hause.»
Die grösste Bedrohung ist die, die ich nicht sehe. Mit dem F-35 gibt es das nicht mehr.
Das beste Flugzeug auf dem Planeten, schwärmt Wilson. Der Jet hat dank einer speziellen Hülle und Form Tarneigenschaften. Dazu ein ausgeklügeltes Radar – und Sensorsystem, das etwa eine Kollision mit dem Matterhorn vermeiden würde. Visualisierungen sorgen für den Überblick. Der Punkt: Das Flugzeug sei eigentlich sehr einfach zu fliegen, könne auf Ziele oder Bedrohungen fokussieren, und der Pilot habe den Kopf frei für taktische Entscheidungen. Der F-35: ein fliegender Supercomputer.
Problematischer Datenaustausch
Mehrere Flugzeuge können ihre Daten austauschen und nutzen. Auch mit Lockheed Martin sollen die Flieger regelmässig logistische Daten abgleichen. Doch genau diese Verknüpfung ist Grund zu Kritik: Amerikanische Geheimdienste könnten Zugriff auf die Schweizer Daten kriegen, fürchten Kritiker. Jim Robinson, F-35-Marketingleiter für die Schweiz, winkt ab.
«Die einzigen, die Zugriff haben auf die Daten der Schweizer Jets, sind Schweizer, das Schweizer Militär. Die Schweiz kann vier Flieger selber zusammenbauen, so dass das Schweizer Militär einen vollständigen Einblick ins Flugzeug erhält. Und wir arbeiten mit Schweizer Industrieunternehmen an einer Technologie, um den Informationsfluss zwischen dem Schweizer Netzwerk und dem Logistik-Abgleich abzusichern.»
Über 800 Mängel
Die Montagehalle in Fort Worth ist eindrückliche eineinhalb Kilometer lang. 1800 Menschen arbeiten hier für die Montage der F-35. 40 Jets plus Zusatzleistungen würde Lockheed Martin der Schweiz liefern für die budgetierten 6 Milliarden Franken. Allerdings gibt es immer wieder Kritik, der Flieger erfülle die Anforderungen nicht. So etwa beanstandet ein Bericht an den US-Kongress über 800 Mängel an dem F-35. Sogar in den USA gibt es Stimmen die fordern, kein Geld mehr in diesen Flieger zu investieren.
«Wir hören das oft», sagt Robinson. «Aber die Entwicklung eines Flugzeugs dauert lange. Wir sind im Wettbewerb mit Fliegern aus den 80er Jahren. Die sind am Ende ihres Lebenszyklus. Der F-35 dagegen profitiert von den Verbesserungen, die im Gang sind. Er kommt jetzt richtig in Schwung.»
Der Preis soll sinken
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Betriebskosten sind höher als bei den Mitbewerbern, den Flugzeugen der 4. Generation. Lockheed Martin versichert, die Kosten würden mit den Jahren sinken, je mehr Exemplare des F-35 produziert würden.
Draussen an der Strasse, dem Lockheed Boulevard, hört Henry Ham regelmässig die Funksprüche ab. Er findet: «Bei jedem Flugzeug gibt es Probleme. Nichts kommt von Anfang an perfekt daher».
Die Frage für die Schweiz ist nur, wie lange es dauert, bis der jüngste Jet wirklich ausgewachsen ist.