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Kaninchenhöhle Rohr Aufnahmestopp: Kaninchen-Auffangstation im Aargau ist voll

In Rohr AG betreibt Janina Minder die Kaninchenhöhle. Die 29-Jährige investiert Herzblut, Zeit und Geld in das Projekt.

Ihr Fell ist seidig weich, ihre langen Ohren sind mindestens genauso niedlich, wie ihre kleinen Näschen und die dunklen Knopfaugen. Im Aarauer Ortsteil Rohr sind gleich 38 dieser Fellnasen zu Hause – in der Kaninchenhöhle.

Hase oder Kaninchen?

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Weiches Fell und lange Ohren, Stummelschwänzchen und grosse Vorderzähne – das haben alle Hasen und Kaninchen gemeinsam. Es gibt aber auch klare Unterschiede zwischen den Tierarten.

Hasen haben in der Regel grössere Ohren als die Kaninchen und kräftigere Hinterbeine. So können sie ihre berühmten Haken schlagen oder auf den Boden klopfen, wenn sie Gefahr wittern. Hasen sind Wildtiere, während Kaninchen auch als Haustiere gehalten werden.

Ein weiterer Unterschied: Hasen sind Einzelgänger, Kaninchen leben hingegen in Gruppen. Während Kaninchen sich in einem unterirdischen Bau ansiedeln, leben Hasen auf dem freien Feld.

Die frisch geborenen Kaninchen sind anfangs nackt, blind und taub und verbringen die erste Zeit sicher unter der Erde. Die Hasenjungen hingegen haben von Anfang an Fell und offene Augen und hoppeln schon kurze Zeit nach der Geburt auf der Wiese herum.

Seit sechs Jahren päppelt dort ein Team aus Freiwilligen Kaninchen wieder auf, vermittelt sie an neue Besitzerinnen und Besitzer oder betreut die Tiere, während Herrchen und Frauchen in den Ferien sind. Das Interesse ist gross – die Station seit über einem Jahr voll.

Eine Frau kniet in einem Kaninchengehäge und streichelt ein Kaninchen.
Legende: Janina Minder hat die Kaninchenhöhle gegründet und leitet die Station seit 2018. SRF/Alex Moser

«Die 38 Plätze sind immer besetzt und wir führen eine Warteliste», sagt die Gründerin und Leiterin der Station, die 29-jährige Janina Minder. Dies, obwohl die Zahl der Kaninchen in der Schweiz laut Statistik nicht zu-, sondern eher abgenommen hat.

Wie viel Aufwand ein Kaninchen mit sich bringt, wie viel die Haltung kostet und wie viel Auslauf die Tiere brauchen, darüber machen sich Besitzerinnen und Besitzer im Voraus häufig zu wenig Gedanken.

Kaninchen artgerecht halten

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Kaninchen sind gesellige Tiere und müssen mindestens zu zweit gehalten werden. So schreibt es das Schweizer Tierschutzgesetz vor.

Im Gehege brauchen sie genug Möglichkeiten, sich zu bewegen und auch Rückzugsorte. Janina Minder empfiehlt für zwei Kaninchen ein Gehege mit einer Grösse von sechs Quadratmetern.

Trockenfutter empfiehlt Minder nicht. Frischfutter und Wasser sollen den Tieren hingegen den ganzen Tag über zur Verfügung stehen.

«Ich bin immer wieder schockiert, wie leichtsinnig und unvorbereitet sich Menschen dazu entscheiden, sich Kaninchen anzuschaffen», kritisiert Janina Minder.

Kaninchen häufig in schlechtem Zustand

«Wir sehen wirklich schlimme Sachen. Total verwahrloste Tiere, manche sind unterernährt oder übersät mit Abszessen.» Immer wieder würden Kaninchen auch einfach ausgesetzt und von aufmerksamen Passantinnen oder Passanten in die Station gebracht. In der Kaninchenhöhle werden sie wieder aufgepäppelt.

Ein Kaninchen knabbert an frischen Salatblättern.
Legende: Frischer Salat für die Kaninchen: Allein für die Nahrung gibt die Auffangstation 1000-1200 Franken im Monat aus. SRF/Alex Moser

Nicht nur Tiere aus der Region werden in der Auffangstation abgegeben. «Wir erhalten auch Kaninchen aus der ganzen Schweiz, aus Italien und Deutschland und seit Kriegsausbruch auch aus der Ukraine», erzählt Janina Minder. Auch wenn das Veterinäramt Tiere beschlagnahmt, werden diese in die Kaninchenhöhle gebracht.

Aufwendiges Prozedere bei Eintritt

Alle Tiere müssen zuerst in die Quarantäne. Das ist wichtig, weil Kaninchen sehr anfällig sind für verschiedene Krankheiten. Danach werden die Kaninchen von einem Tierarzt untersucht und durchgeimpft.

Gestapelte Kisten mit verschiedenen Salaten und anderem Gemüse.
Legende: Die Kaninchen bekommen Heu und frisches Gemüse zum Essen. Trockenfutter, wie es häufig in Tierhandlungen angepriesen wird, steht nicht auf dem Speiseplan. SRF/Alex Moser

Das alles kostet Geld. Neben den Ausgaben für den Tierarzt und die Gehege kostet auch die Nahrung einiges. «Im Winter geben wir locker 1000 bis 1200 Franken pro Monat dafür aus», sagt Minder.

Kaninchenhöhle lebt von privaten Spenden

Die Kaninchenhöhle lebt dabei hauptsächlich von privaten Spenden. Auch von Stiftungen gibt es einen Zustupf. Weiter gibt es eine Gebühr, wenn Kaninchen von Besitzerinnen und Besitzern abgegeben werden und für die Betreuung der hoppelnden Feriengäste gibt es ebenfalls Geld.

Das reicht aber noch nicht. Darum arbeitet Janina Minder nicht nur freiwillig in der Station, sondern beteiligt sich auch finanziell. «Meinen Lohn als Tiermedizinische Fachangestellte gebe ich für meine zwei Kinder und die Kaninchen aus.»

Andere lassen sich Nägel lackieren, ich miste die Kaninchengehege aus.
Autor: Janina Minder Leiterin Kaninchenhöhle

Für Janina Minder ist die Kaninchenhöhle eine Herzensangelegenheit. Die Arbeit mit den Tieren löse bei ihr eine grosse Zufriedenheit aus. «Während sich andere die Nägel lackieren, miste ich die Kaninchengehege aus», sagt Minder und schmunzelt.

Ein kleines Holzhäusen für Kaninchen. In der Mitte ein Futtertrog, wo gerade ein paar Tiere an Salaten knabbern.
Legende: Ein kleines Paradies für die Kaninchen. Die Gehege der Tiere stehen im Garten von Janina Minder. SRF/Alex Moser

Unterstützt wird sie bei der Arbeit von rund 12 Freiwilligen. Trotzdem verbringt sie viel Zeit in der Kaninchenhöhle. Ihre Familie habe sich bereits daran gewöhnt, dass Janina Minder sich auch mal ganze Nächte um ein Tier kümmere, wenn ein Kaninchen gerade besondere Pflege nötig habe. «Sie wissen, wie ich bin und was mir diese Arbeit bedeutet.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 24.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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