Ihr Fell ist seidig weich, ihre langen Ohren sind mindestens genauso niedlich, wie ihre kleinen Näschen und die dunklen Knopfaugen. Im Aarauer Ortsteil Rohr sind gleich 38 dieser Fellnasen zu Hause – in der Kaninchenhöhle.
Seit sechs Jahren päppelt dort ein Team aus Freiwilligen Kaninchen wieder auf, vermittelt sie an neue Besitzerinnen und Besitzer oder betreut die Tiere, während Herrchen und Frauchen in den Ferien sind. Das Interesse ist gross – die Station seit über einem Jahr voll.
«Die 38 Plätze sind immer besetzt und wir führen eine Warteliste», sagt die Gründerin und Leiterin der Station, die 29-jährige Janina Minder. Dies, obwohl die Zahl der Kaninchen in der Schweiz laut Statistik nicht zu-, sondern eher abgenommen hat.
Wie viel Aufwand ein Kaninchen mit sich bringt, wie viel die Haltung kostet und wie viel Auslauf die Tiere brauchen, darüber machen sich Besitzerinnen und Besitzer im Voraus häufig zu wenig Gedanken.
«Ich bin immer wieder schockiert, wie leichtsinnig und unvorbereitet sich Menschen dazu entscheiden, sich Kaninchen anzuschaffen», kritisiert Janina Minder.
Kaninchen häufig in schlechtem Zustand
«Wir sehen wirklich schlimme Sachen. Total verwahrloste Tiere, manche sind unterernährt oder übersät mit Abszessen.» Immer wieder würden Kaninchen auch einfach ausgesetzt und von aufmerksamen Passantinnen oder Passanten in die Station gebracht. In der Kaninchenhöhle werden sie wieder aufgepäppelt.
Nicht nur Tiere aus der Region werden in der Auffangstation abgegeben. «Wir erhalten auch Kaninchen aus der ganzen Schweiz, aus Italien und Deutschland und seit Kriegsausbruch auch aus der Ukraine», erzählt Janina Minder. Auch wenn das Veterinäramt Tiere beschlagnahmt, werden diese in die Kaninchenhöhle gebracht.
Aufwendiges Prozedere bei Eintritt
Alle Tiere müssen zuerst in die Quarantäne. Das ist wichtig, weil Kaninchen sehr anfällig sind für verschiedene Krankheiten. Danach werden die Kaninchen von einem Tierarzt untersucht und durchgeimpft.
Das alles kostet Geld. Neben den Ausgaben für den Tierarzt und die Gehege kostet auch die Nahrung einiges. «Im Winter geben wir locker 1000 bis 1200 Franken pro Monat dafür aus», sagt Minder.
Kaninchenhöhle lebt von privaten Spenden
Die Kaninchenhöhle lebt dabei hauptsächlich von privaten Spenden. Auch von Stiftungen gibt es einen Zustupf. Weiter gibt es eine Gebühr, wenn Kaninchen von Besitzerinnen und Besitzern abgegeben werden und für die Betreuung der hoppelnden Feriengäste gibt es ebenfalls Geld.
Das reicht aber noch nicht. Darum arbeitet Janina Minder nicht nur freiwillig in der Station, sondern beteiligt sich auch finanziell. «Meinen Lohn als Tiermedizinische Fachangestellte gebe ich für meine zwei Kinder und die Kaninchen aus.»
Andere lassen sich Nägel lackieren, ich miste die Kaninchengehege aus.
Für Janina Minder ist die Kaninchenhöhle eine Herzensangelegenheit. Die Arbeit mit den Tieren löse bei ihr eine grosse Zufriedenheit aus. «Während sich andere die Nägel lackieren, miste ich die Kaninchengehege aus», sagt Minder und schmunzelt.
Unterstützt wird sie bei der Arbeit von rund 12 Freiwilligen. Trotzdem verbringt sie viel Zeit in der Kaninchenhöhle. Ihre Familie habe sich bereits daran gewöhnt, dass Janina Minder sich auch mal ganze Nächte um ein Tier kümmere, wenn ein Kaninchen gerade besondere Pflege nötig habe. «Sie wissen, wie ich bin und was mir diese Arbeit bedeutet.»