Ein Dutzend Kantonsregierungen sind heute angetreten für Medienkonferenzen, fast 20 haben detaillierte Schulprogramme vorgelegt – und die Varianten sind tatsächlich so vielfältig wie die 26 Kantonswappen. Nur in einem Punkt kommen alle Kantone zum selben Schluss: Am 11. Mai geht’s wieder zur Schule.
Ein föderalistischer Flickenteppich
Aber wie, das ist ein Flickenteppich, wie er föderalistischer nicht gewebt werden könnte. Vom Tessin bis nach Schaffhausen hoch, von St. Gallen rüber in den Jura – jeder Kanton hat sich Gedanken gemacht, wie genau dieser Wiedereinstieg bei ihm verlaufen soll. Und die, welche noch nicht so weit sind, machen sich wohl ganz besonders viele Gedanken. Zug braucht bis zum 5. Mai – gut für die Behörden, weniger gut für die Eltern.
Der Bund hat nur die Rahmenbedingungen festgelegt: Man kann ab dem 11. Mai die Schulen eröffnen und man muss sich dabei an die Hygieneregeln halten. Der Rest – kantonale Angelegenheit.
Das Coronavirus wütet nicht überall gleich stark
Ist das sinnvoll? Hätten nicht wenigstens alle nur schwach von Covid-19 betroffenen Ostschweizer Kantone zusammenspannen können? Oder die Innerschweizer? Oder die stark betroffenen Westschweizer? Gekonnt hätten sie, aber nur, weil es den Überblick über die ganze Schweiz wesentlich erleichtern würde. Das Zusammentragen aller kantonalen Lösungen war für uns Journalisten eine echte Fleissarbeit. Aber ist das von Belang? Eben.
Sinnvoll wäre es kaum gewesen. Deshalb hat der Bundesrat auf eine nationale Vorgabe verzichtet. Nicht nur, weil die Schulen kantonale Angelegenheiten sind, sondern auch, weil das Virus unterschiedlich wütet. Weil wir (noch immer) kantonal unterschiedliche Klassen- und Schulsysteme haben. Und auch, weil der Unterricht eben nicht schweizweit harmonisiert ist – und der eben erst ausprobierte Fernunterricht ist es noch weniger.
Eine Bundeslösung wäre noch schwieriger
Natürlich, der Präsident des Schulleiterverbandes sagt zu Recht, es sei schwer nachvollziehbar, warum der eine Kanton Halbklassen-Unterricht fahre, der andere nicht. Noch schwerer akzeptierbar allerdings wäre eine Bundesregelung gewesen, welche vielen nicht passt.
Wer das System der Halbklassen kritisiert, wie das die Schulleiter tun (und es ist tatsächlich nicht nur für Schulen, sondern auch für Eltern mühsam), würde es auch als nationale Lösung ablehnen – und womöglich nach kantonalen Alternativen fragen. Nun aber werden alle am Schulsystem Beteiligten sehen, welche Wiederinbetriebnahme sich am besten bewährt. Mit einem guten Learning für die Zukunft.
Föderalistische Lösungen verstellen den Überblick, aber das föderale System ermöglicht das Erarbeiten von passgenauen Lösungen dort, wo man sie dann auch anwenden und verantworten muss.