- Der Klimawandel ist eine Herausforderung für die Siedlungsplanung: Es gilt Hitze-Inseln zu vermeiden und Kaltluftströme nicht zu unterbrechen.
- Mit detaillierten Klimakarten will der Kanton Aargau Städte und Gemeinden bei der klimagerechten Planung unterstützen.
- Einzelne Pilotgemeinden machen bereits gute Erfahrungen mit den Klimakarten.
Wo wird es im Sommer besonders heiss? Wo bleibt es trotz Hitze einigermassen angenehm? Antworten auf diese Fragen liefern im Kanton Aargau die neuen Klimakarten. In den über 200 Gemeinden wurden das Klima und die Luftströme analysiert und in den Karten festgehalten. Nun liegt eine detaillierte Grundlage für die künftige Siedlungsplanung in den Städten und Gemeinden vor.
Aargauer Klimakarten
«Mit den Karten wollen wir die Hotspots und die Coolspots zeigen», erklärt Norbert Kräuchi, Leiter der Aargauer Umweltabteilung. Dies sei ein wertvolles Instrument für die Zukunftsplanung, sowohl für grössere Städte als auch für kleine Gemeinden, ist Kräuchi überzeugt: «Es wird heisser werden und wir werden mehr Hitzetage haben, da ist es extrem wichtig, dass man in der Planung berücksichtigt, wie sich neue Bebauungen auf die Aufenthaltsqualität in einem Siedlungsraum auswirken.»
Es ist extrem wichtig, dass man schon in der Planung die Auswirkungen einer Bebauung berücksichtigt.
Zu den «Hotspots» zählen vor allem stark überbaute Areale, wo es viel Beton und Strassen sowie wenig Bäume und Grünflächen gibt. Hier bestätigen die Klimakarten die Alltagserfahrung, dass es bei warmem Wetter an solchen Orten tatsächlich heisser wird.
Etwas weniger offensichtlich sind die Kaltluftströme, die ebenfalls in den Klimakarten aufgeführt werden. Sie sorgen für Abkühlung im Siedlungsraum, auch dort, wo es bereits heiss ist. Dank der Karte ist ersichtlich, wo eine Bebauung den kühlenden Luftstrom unterbrechen könnte.
Die Stadt Aarau konnte mit den Klimakarten bereits Erfahrungen sammeln. Sie hat sich am Pilotprojekt beteiligt und die Karten mitentwickelt. Beispielsweise wurde anhand der Karten das Baumpflanungskonzept verfeinert. Wenn Bäume nämlich am richtigen Ort gepflanzt werden, helfen sie die Umgebung zu kühlen.
Aarau hat die Klimakarten auch bei der Entwicklung neuer Stadtquartiere auf ehemaligen Industriebrachen verwendet. «Hier kann man grosse Fehler machen bei der Planung, wenn man die Gebäude falsch stellt», sagt der zuständige Aarauer Stadtrat Hanspeter Thür. Die Baukörper müssten so gesetzt werden, dass die kühlenden Luftströme nicht unterbrochen werden.
Man kann bei der Planung grosse Fehler machen, wenn man die Gebäude falsch stellt.
Natürlich könne es durch diese neuen Regeln für klimagerechtes Bauen auch neue Konflikte mit Bauherren geben, gibt Stadtrat Thür zu bedenken. Wenn man im sowieso stark reglementierten Bauwesen noch Vorgaben mache, wie und wo der Wind am Gebäude vorbeiziehen muss, komme das sicher nicht bei allen gut an. Allerdings sei Bauen in der Stadt immer konfliktbehaftet, schmunzelt Thür. Und schliesslich blieben die klimatischen Fragen ein Aspekt von vielen bei der Bauplanung – wenn auch ein wichtiger.