Auf den aktuellen Listen für die Tessiner Parlamentswahlen gibt es 100 Kandidatinnen mehr als vor vier Jahren – für das Tessin, das im nationalen Vergleich beim Thema Frauenquote schlecht abschneidet, ein absoluter Rekord. Zum ersten Mal gibt es auch reine Frauenlisten.
Die Parteien haben realisiert, dass es zwingend ist, Frauen auf ihren Listen zu haben.
Nach Einschätzung von Pepita Conforti von der Arbeitsgruppe Donne Elettrici, die sich für mehr Frauen in der Politik einsetzt, ist dies das Resultat hartnäckiger Sensibilisierungsarbeit. «Die Parteien haben realisiert, dass es zwingend ist, Frauen auf ihren Listen zu haben. Hinzu kommt, dass Frauen, die bereits im Parlament sind, vermehrt über Gleichstellung sprechen. Dieses Thema ist politisch viel präsenter als auch schon», so Conforti.
Frauen sollen parteiintern gefördert werden
Frauen auf den Wahllisten zu haben, reicht aber nicht. Sie müssen auch noch gewählt werden. Zentral hierfür ist die parteiinterne Frauenförderung. Die Arbeitsgruppe Donne Elettrici hat darum Empfehlungen an die Parteien abgegeben. Die Parteileitung soll unter anderem dafür sorgen, dass die Kandidatinnen in den Medien genug Raum erhalten, um sich zu positionieren.
Kandidaten müssen sich also zugunsten ihrer Kolleginnen in Zurückhaltung üben. Pepita Conforti ist überzeugt, dass die Sichtbarkeit von Frauenanliegen viel bewirken könne. Die Frauenverbände haben darum bei der Tessiner Regierung veranlasst, dass im Wahlreglement festgeschrieben ist, dass das Geschlechterverhältnis in den Wahlunterlagen thematisiert wird.
So können Wählerinnen und Wähler schwarz auf weiss sehen, dass die Frauen massiv untervertreten sind. «2015 haben wir zum ersten Mal in den Abstimmungsunterlagen auf das Geschlechterverhältnis hingewiesen. Der Anteil der Frauen im Parlament hat sich darauf um neun auf 22 Sitze erhöht», sagt sie.
Damit aber liegt der Frauenanteil im Tessiner Parlament schweizweit immer noch auf einem der letzten Plätze. Nun hoffen die Tessiner Frauenverbände mit ihrer politischen Offensive, diese Situation weiter verändern zu können.