Ende März gingen Forscher der Universität Basel davon aus, dass der Höhepunkt der Corona-Pandemie erst im Mai erreicht würde. Als am wahrscheinlichsten erachteten sie folgendes Szenario, in dem der Höhepunkt der Pandemie Mitte Mai erreicht sein würde – mit 64'000 Erkrankten und fast 23'000 Toten.
Es ist die Disziplin der Bevölkerung, die eine solche Entwicklung möglich gemacht hat.
Doch die Pandemie verlief viel glimpflicher als erwartet. Insgesamt erkrankten bislang 30'000 Personen, knapp 2000 Menschen verstarben. Trotz zwei Lockerungsstufen stiegen die täglich gemeldeten neuen Infektionen nicht mehr an.
Verschiedene Zukunftsaussagen
«Grundsätzlich sind Prognosen immer schwierig», sagt Pietro Vernazza, Infektiologe am Kantonsspital St. Gallen. «Allerdings scheinen die Massnahmen in ihrer Gesamtheit gewirkt zu haben. Es ist die Disziplin der Bevölkerung, die eine solche Entwicklung möglich gemacht hat.»
So tief wie jetzt bleiben die Zahlen wahrscheinlich nicht – es wäre natürlich zu hoffen.
Doch bleiben die Neuinfektionen auf diesem tiefen Niveau? Tanja Stadler, Forscherin an der ETH Zürich, erwartet, dass es mit mehr Freiheit auch mehr Ansteckungen geben wird. «So tief wie jetzt bleiben die Zahlen wahrscheinlich nicht – es wäre natürlich zu hoffen.» Deshalb sei umso wichtiger, dass alle versuchten, so viel Distanz wie möglich zu halten. «So hat das Virus weniger Möglichkeiten, sich zu verbreiten.»
Dagegen erwartet der Epidemiologe Marcel Salathé, Mitglied der Taskforce des Bundes, dass die Fallzahlen im Sommer gleich tief bleiben werden – sofern sich die Menschen an die Massnahmen hielten.
Einigkeit über Lockdown
Bleibt die Frage: War die Lage wirklich so schlimm, dass es einen Lockdown brauchte? Ja, sagen die drei Experten unisono. Denn obschon die Menschen vor dem Lockdown ihr Verhalten angepasst hätten, sei die Ansteckungsrate immer noch zu hoch gewesen.
Pietro Vernazza betont: «Klar, man kann sich die Frage stellen, wie streng der Lockdown hätte sein respektive wie lange er hätte dauern sollen. Aber dass er notwendig war, das steht ausser Frage.»
Ich denke, es war die richtige Entscheidung.
Auch Marcel Salathé von der ETH Lausanne betont, dass der Lockdown einen sehr starken Einfluss auf die Entwicklung der Pandemie gehabt habe. Dies vor allem im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, die diese Massnahme erst später ergriffen hätten: «Ich denke, es war die richtige Entscheidung.»