Kein Bräteln mehr am Waldrand, wenig Wasser in den Flüssen, starke Pollenbelastung: Schweizerinnen und Schweizer spüren die Konsequenzen der langanhaltenden Trockenperiode, die das Land zurzeit heimsucht. Steuern wir auf einen nächsten Hitzesommer zu?
«Bezüglich Dürrejahr kann man noch keine Aussage machen», so SRF-Meteorologe Felix Blumer. «2018 war völlig anders. Das erste Quartal war damals durchschnittlich nass.» Vor zwei Jahren waren primär das späte Frühjahr und der Sommer von der Trockenheit betroffen. «Sollte es aber nochmals ein Dürrejahr werden, dann wäre es diesmal deutlich schlimmer, da es jetzt schon seit dem 10. März trocken ist», so Blumer.
Kein Tropfen Niederschlag im April
An vielen Orten wie beispielsweise in Basel, Bern, Genf, Sitten und Schaffhausen wurde gemäss SRF Meteo im April noch kein einziger Tropfen Regen gemessen.
«Die Regenmengen sind seit anfangs März weit unter dem Durchschnitt», sagt Blumer. «Einmalig ist die Situation aber nicht. 1893 und 2007 war es noch trockener.»
Feuerverbote in den Kantonen
Herumliegende Äste und Laub sind nach den Wochen ohne Regen leicht entflammbar, die Waldbrandgefahr ist landesweit entsprechend hoch.
Ein absolutes Feuerverbot gilt zwar nur in den Kantonen Graubünden und im Tessin. Aber in beinahe allen Kantonen gilt bereits seit längerem ein Feuerverbot im Wald und in Waldnähe. In den meisten herrscht Gefahrenstufe vier für Waldbrände. Verboten sind auch das Wegwerfen von Raucherwaren, das Steigenlassen von Himmelslaternen oder das Abbrennen von Feuerwerk.
Nur in Zürich, im Wallis, im Thurgau, im Kanton Freiburg und in den beiden Appenzell wird bisher erst «zu einem sorgfältigen Umgang gemahnt», verboten ist Feuer machen noch nicht.
In Baselland gilt die Vorstufe zum Feuerverbot, Feuer darf dort nur in fest eingerichteten Feuerstellen entfacht werden.
Verheerende Brände in Europa
Während man in der Schweiz noch vor dem Ausbruch eines Feuers bangt, kämpft Deutschland schon gegen Heide- und Waldbrände in Nordrhein-Westfalen. Auch wütet an der Grenze zu den Niederlanden ein Grossbrand im Nationalpark De Meinweg.
In Polen hält ein Feuer im grössten Nationalpark des Landes die Einsatzkräfte auf Trab. Mittlerweile hat der Brand eine geschätzte Fläche von rund 4000 Hektar erfasst.
Auch Umweltschützer in Russland warnen vor schweren Waldbränden in den nächsten Monaten. Sie befürchten, dass sich eine Katastrophe wie im vergangenen Sommer wiederholen könnte. In einigen Regionen Russlands gab es bereits erste Brände.
Wenig Wasser macht der Landwirtschaft zu schaffen
Auch die mit der Trockenheit einhergehende Wasserknappheit könnte zum Problem werden: Im Kanton Thurgau zum Beispiel führen die Flüsse und Bäche bereits ungewöhnlich früh im Jahr nur wenig Wasser, und die Böden sind sehr trocken.
«Durch die Trockenheit an der Bodenoberfläche wird das Wachstum der feinen Pflanzen stark gestört», sagt SRF-Meteorologe Blumer. An vielen Orten müsse bereits bewässert werden. «Die grossen Gewässer haben aber noch viel Wasser. Dort spielt nebst dem nassen Winter auch die Schneeschmelze eine Rolle, die bei warmem Wetter Wasser bringt.»
Ab nächsten Dienstag erreicht endlich eine Front aus Westen die Schweiz. Sie dürfte etwas Regen bringen. Ob es danach zu einer Wetterumstellung und grösseren Regenmengen kommt, ist offen.