Noch gestern hatte es aus Bern grünes Licht für das Lauberhorn-Rennen vom kommenden Wochenende gegeben. Die Gesundheitsdirektion hatte am Sonntag die Bewilligung ausgesprochen – zwar mit vielen Auflagen, doch das Rennen werde stattfinden können, glaubte man. Heute sieht die Welt in Wengen ganz anders aus.
In der Nacht auf heute sind weitere Ansteckungen bekannt geworden, auch im nahen Umfeld der Organisatoren des Klassikers am Lauberhorn. Zudem wurde in Wengen bereits die britische Mutation des Coronavirus nachgewiesen. Die Gesundheitsdirektion des Kantons Bern sah sich deshalb gezwungen, die Bewilligung für das Rennen wieder zurückzuziehen. Die Enttäuschung darüber ist bei den Organisatoren und im Dorf gross.
Die Gesundheit geht vor
Für Urs Näpflin, OK-Präsident des Lauberhorn-Rennens, ist dieser Entscheid ein harter Schlag. «Für uns ist das eine Katastrophe. Wir haben ein Jahr lang auf diesen Anlass hingearbeitet und alles wäre bereit gewesen», sagt er. «Jetzt müssen wir alles zurückbauen.» Obwohl die Enttäuschung über die Absage gross ist, sei der Entscheid verständlich. Die Gesundheit der Skifahrer und ihren Teams gehe in dieser Situation vor.
Gemeindepräsident Martin Stäger sieht es ähnlich wie die Organisatoren: «Wir sind schon enttäuscht. Aber das müssen wir nun akzeptieren.» Die Kommunikation zwischen dem Kanton und der Gemeinde sei schwierig gewesen. «Der Gemeinderat wird oft nicht genau informiert, was abläuft. Das finden wir schade», sagt Stäger und fügt hinzu: «Für mich geht die Gesundheit klar vor, auch wenn ich nicht beurteilen kann, ob dieser Entscheid des Kantons so nötig gewesen ist.»
«Ein grosser Verlust für Wengen»
Im Dorf reichen die Reaktionen von Unverständnis bis Gelassenheit. «Der Entscheid ist schlimm für das Dorf und die gesamte Umgebung. Für mich ist dieser Entscheid unverständlich. Konsequenterweise müsste man auch Skigebiete schliessen und nicht nur das Rennen absagen», sagt Robert Bischoff, ein Einheimischer in Wengen.
Man muss den gegenwärtigen Umständen Rechnung tragen – und dann ist diese Absage so in Ordnung.
Gelassener sieht es Stefan Schmid, der gerade in Wengen Ferien macht: «Ich finde es schade für die Sportler und habe das Rennen auch immer gern geschaut. Trotzdem ist die Absage nicht das Schlimmste, was passieren konnte. Man muss den gegenwärtigen Umständen Rechnung tragen – und dann ist diese Absage so in Ordnung.»
Unaufgeregt gibt sich auch Skilehrer Dario Scheidegger: «Es ist schon viel wert, dass wir Skifahren können in der Schweiz. Für mich ist die Absage zwar schade, aber die Gesundheit geht vor», ist er überzeugt. «Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder gut kommt.»
Nicht alle können der gegenwärtigen Situation etwas Positives abgewinnen. Doch alle zusammen hoffen sie, dass der FIS-Klassiker in Wengen nächstes Jahr samt den Sprüngen über den Hundschopf wieder stattfinden kann.