- Die Universität Bern darf keine Studie zum legalen Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken durchführen.
- Eine solche Studie erlaube das geltende Gesetz nicht, heisst es vom Bundesamt für Gesundheit.
- Die Stadt Bern bedauert den Entscheid.
Die Stadt Bern hatte die Universität beauftragt zu erforschen, wie sich das Konsum- und Kaufverhalten von Cannabis-Konsumenten verändert, wenn diese geregelten Zugang zur Droge haben. Auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Studienteilnehmer sollten untersucht werden. Geplant war, Cannabis in Apotheken zu verkaufen. Die Berner Ethikkommission hatte das Forschungsprojekt genehmigt. Die Städte Biel, Luzern und Zürich planten, sich diesem Forschungsvorhaben anzuschliessen.
Fehlender «Experimentierartikel» im Gesetz
Das Betäubungsmittelgesetz verbiete den Konsum von Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken, schreibt nun aber das Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Grundsätzlich würde das BAG es begrüssen, wenn neue Regulierungsmodelle wissenschaftlich analysiert werden könnten. Um solche Studien zu ermöglichen, müsste das Gesetz aber mit einem «Experimentierartikel» ergänzt werden.
Damit sind die Forschungsvorhaben auch in den anderen Städten und Kantonen blockiert oder zumindest ungewiss. Luzern wollte mit der Teilnahme an der dreijährigen Studie ein GLP-Postulat umsetzen. Die Kosten hätten sich auf rund 140'000 Franken belaufen.
Beschwerde oder nicht?
Die Universität Bern bedauert, dass vom Bund keine Ausnahmebewilligung erteilt wurde. Sie kann innert 30 Tagen gegen den Entscheid Beschwerde erheben. Ob sie dies tun wird sei noch offen, heisst es seitens der Universität.
Es wäre ein wichtiger Baustein gewesen, um Politik mit zuverlässigen Daten zu unterstützen.
Der negative Entscheid sei umso bedauerlicher, weil die Studie auch politisch bedeutsam gewesen wäre, sagt Sven Trelle, Co-Leiter des klinischen Studienzentrums der Uni Bern. Sie hätte wichtige Daten geliefert für die spätere Entscheidungsfindung, wie wir in der Gesellschaft mit Cannabis umgehen – ob wir mehr oder weniger regulieren wollen. «Es wäre ein wichtiger Baustein gewesen, um Politik mit zuverlässigen Daten zu unterstützen», sagt Trelle gegenüber SRF.
Enttäuscht ist auch die Stadt Bern, dass der Bund eine wissenschaftliche Studie zum legalen Cannabisverkauf nicht zulässt.
Die zuständige Gemeinderätin Franziska Teuscher (Grünes Bündnis) kritisiert den Entscheid. Sie sei dafür, alle politischen und juristischen Mittel auszuschöpfen. Die Stadt Bern habe mit zwei Rechtsgutachten aufgezeigt, dass eine Bewilligung des Projekts im Rahmen der jetzigen Gesetzgebung möglich wäre.