«Die einfache Erklärung ist: Das Volk wollte nicht.» So begründet der CVP-Präsident und Zuger Nationalrat Gerhard Pfister die irritierende Tatsache, dass aus seinem Kanton noch nie eine Frau in den National- oder Ständerat gewählt worden ist.
Zwar habe die CVP, viele Jahre wählerstärkste Partei in Zug, immer wieder Frauen aufgestellt, aber sie sind eben nicht gewählt worden. 54 Mal hätten die Zuger und Zugerinnen seit 1971 einen Parlamentssitz in Bern weiblich besetzen können, null Mal haben sie es getan.
Auch die Zuger FDP brachte bisher keine Frau nach Bern: Es sei am höheren Bekanntheitsgrad der Männer gelegen, «die Männer sind einfach im Weg gestanden», meint Birgitt Siegrist, Parteisekretärin der Zuger FDP.
«Vor vier Jahren waren 40 Prozent der Kandidierenden in Zug Frauen», sagt Politologe Olivier Dolder. «Aber sie waren eben nicht auf Spitzenpositionen.» Denn: «Zug ist ein wirtschaftsliberaler, aber auch ein klassischer, konservativer Innerscheizer Kanton. Er ist dominiert von bürgerlichen Parteien, und da steht die Frauenförderung nicht zuoberst auf der Agenda.»
Problem der kleinen Kantone?
Auch Wählerinnen und Wähler der Kantone Obwalden, Glarus und Appenzell Innerrohden haben in 50 Jahren keine einzige Frau in den National- oder Ständerat gewählt. Da liegt der Eindruck nahe, dass kleinere, konservative Kantone generell ein Problem haben mit der Frauenwahl.
Tatsächlich glänzten auch Nidwalden mit zwei oder Uri mit drei Frauen innert 50 Jahren nicht wirklich. Immerhin kam die erste Nationalratspräsidentin (1977), Elisabeth Blunschy (CVP), aus dem Kanton Schwyz und wurde 1971 bei der allerersten Möglichkeit gewählt.
Zürich am frauenfreundlichsten
Am anderen Ende der Rangliste der «frauenwahlfreundlichsten» Kantone steht Zürich. 27.6 Prozent aller seit 1971 vergebenen Zürcher Sitze (439) in National- und Ständerat gingen an eine Frau. Mit Emilie Lieberherr, Liliane Uchtenhagen oder Vreni Spoerri schickte Zürich immer wieder prägende Frauen nach Bern, inklusive die erste Bundesrätin, Elisabeth Kopp.
Einen Frauenschub erlebte der Kanton Ende der 1980er-Jahre. In der SP, so berichtet Koni Loepfe, langjähriger Präsident der Stadtzürcher SP, sei es in dieser Zeit für Männer fast nicht möglich gewesen, auf die Liste zu kommen.
«Wir hatten so viele gute Frauen», sagt rückblickend auch Ruedi Winkler, Präsident der kantonalen SP von 1988 bis 1994, «dass Frauenförderung gar nicht nötig war: Die haben sich selber geholfen.»
Bezüglich der Frauenwahl hatte das ebenfalls bürgerliche Zürich gegenüber den kleinen Kantonen zwei Vorteile: Es gab viel mehr Sitze zu vergeben und dadurch auch grössere Wahlchancen für linke Parteien, welche mehr Kandidatinnen stellten.
«Selbstbewusst hinstehen»
Zug will jetzt nachlegen: Die Zuger FDP beabsichtigt, für die Wahlen im Herbst auf einer ihrer beiden Listen den ersten Platz an eine Kandidatin zu vergeben.
Zwei prominente Zugerinnen gaben am Donnerstag gegenüber SRF ihre Kandidatur bekannt: Vroni Straub, Vize-Stadtpräsidentin von Zug, und Manuela Weichelt, langjährige Zuger Regierungsrätin.
Beide wollen für die Alternativ Grüne Partei im Herbst in den Nationalrat gewählt werden. «Mit nur drei Sitzen im Nationalrat haben wir es in Zug etwas schwieriger als die Frauen in Zürich», meint Straub, «aber wir Frauen müssen aufholen und das gelingt nur, wenn wir selbstbewusst hinstehen.»