Der Bundesrat hat an seiner heutigen Sitzung entschieden, die Beschränkung für Treffen im Familien- und Freundeskreis in Innenräumen von fünf auf maximal zehn Personen zu lockern. Für weitere Öffnungen sei das Risiko eines unkontrollierten Anstiegs der Fallzahlen derzeit zu gross, war die Begründung.
Bundesrat Alain Berset bezieht im Interview zum Tag Stellung zum vorsichtigen Agieren der Landesregierung.
SRF News: Gemäss einer aktuellen SRG-Umfrage wünschen sich die Leute Lockerungen. Wieso enttäuschen Sie diese Leute?
Alain Berset: Wir wollen auch Lockerungen und haben vor einer Woche gedacht, es könnte reichen. Aber aufgrund der Entwicklungen in der Zwischenzeit und der Tatsache, dass drei von vier unserer Kriterien negativ sind, brauchen wir noch ein bisschen Geduld.
Wir wissen genau was geschieht, wenn man die Kontrolle verliert.
Die Kantone haben sich mehrheitlich für Lockerungen ausgesprochen, insbesondere bei der Öffnung von Restaurant-Terrassen. Braucht es diese Vernehmlassung überhaupt noch, wenn Sie gar nicht darauf hören?
Absolut. Die Lockerungsschritte sind nach wie vor auf dem Tisch und wir hoffen schwer, dass es bald möglich ist, diese zu machen. Man darf nicht vergessen, dass diese möglichen Lockerungen in der Schweiz in einer Zeit diskutiert werden, in welcher sämtliche umliegenden Länder wieder schliessen.
Verstehen Sie den Ärger der Kantone?
Wir stehen in engen Kontakt mit den Kantonen. Sie haben die Öffnungskriterien im Februar akzeptiert. Die einzige Differenz, die wir haben, sind einige Wochen. Wir versuchen, eine stabile Situation für Öffnungen zu erreichen.
Einige Kantone sagen, dass die Situation in den Spitälern massgeblich sei und man diese im Griff habe.
Von diesen vier Kriterien, welche wir mit den Kantonen angeschaut haben, sind aktuell drei negativ. Man kann die Kriterien nicht einfach ändern, wenn man sich etwas anderes wünscht. Wir müssen konsequent bleiben. Wir wissen genau was geschieht, wenn man die Kontrolle verliert. Im Oktober ging diese verloren, und wir haben vier Monate mit sehr strengen Massnahmen gebraucht, um das Ganze wieder unter Kontrolle bringen zu können.
Eine Lockerung betrifft den privaten Bereich, neu soll man sich wieder zu zehnt treffen können. Dabei weiss man aber, dass es gerade im privaten Bereich zu vielen Ansteckungen kommt.
Fünf Personen im privaten Bereich – jetzt zehn – ist ein massiver Eingriff in den innersten Kreis des Privaten. Hier wollten wir bereits seit langem einen Schritt machen, auch hinsichtlich der kommenden Festtage.
Es würde mir erlauben, mit meiner Familie wieder einmal meine Eltern zu sehen. Viel mehr nicht.
Sie selber sind als fünfköpfige Familie auch betroffen. Wie handhaben Sie das jetzt neu?
Es würde mir erlauben, mit meiner Familie wieder einmal meine Eltern zu sehen. Viel mehr nicht. Und noch einmal: Diese Regel war ein massiver Eingriff in die Grundrechte.
Vor einem Jahr an Ostern sagten Sie: Bleiben Sie zu Hause, fahren Sie nicht weg. Was empfehlen Sie für Ostern in diesem Jahr?
Es liegt nicht an mir, den Leuten zu sagen, wie sie sich verhalten müssen. Die Situation bleibt problematisch. Die Schweiz versucht einen anderen Weg, wieder einmal. Ein Weg, mit welchem wir weiterhin lockern können, aber vorsichtiger als es geplant war.
Wie lange müssen wir uns gedulden?
Wir haben das Ganze bis zum 20. April verlängert. Nach Ostern werden wir die Situation wieder analysieren.
Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.