Vielleicht wollten beide zu viel: Regierung und Parlament mit der Kürzung der Sozialhilfe und das Komitee hinter dem Volksvorschlag mit der grösseren Unterstützung für ältere Sozialhilfebezügerinnen und Sozialhilfebezüger.
Schnegg vermochte nicht zu überzeugen
Fürsorgedirektor Pierre Alain Schnegg hat es offenbar nicht geschafft, das eigene Lager davon zu überzeugen, dass weniger Sozialhilfe jemanden dazu motiviert, schneller eine Arbeitsstelle zu finden. Nur so ist es zu erklären, dass der bürgerlich dominierte Kanton Bern an diesem Abstimmungssonntag ein soziales Zeichen gesetzt hat. Vielen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, gerade auch jenen auf dem Land, ging es zu weit, den ausgesteuerten Menschen weniger Geld für Essen, Toiletten-Artikel, Kleider oder für den öffentlichen Verkehr zur Verfügung zu stellen.
Kommt dazu: Die Gegnerinnen und Gegner der Kürzungen waren gut organisiert. Sie warben sehr sichtbar für ein Nein. Darunter waren die Links-grünen Parteien, aber auch die Landeskirche.
Unterstützung für Ältere zu viel des Guten
Vielen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern ging es aber auch zu weit, die über 55-Jährigen besser zu stellen und damit mehr Geld für die Sozialhilfe auszugeben. Tatsache ist zwar, dass immer mehr ältere Menschen ihre Arbeitsstelle verlieren und in die Sozialhilfe rutschen. Aber 4100 Franken Unterstützung für eine einzelne Person hätte das Ungleichgewicht noch grösser gemacht. Zwischen den Menschen, die Sozialhilfe beziehen und jenen, die arbeiten, aber wenig verdienen.
Damit bleibt im Kanton Bern also bei der Sozialhilfe alles, wie es ist. Unter dem Strich ist es ein Erfolg für die Gesellschaft. Es ist ein Zeichen der Solidarität von denjenigen, die mehr zum Leben haben.
(SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06:32 Uhr; widc;marl)