- Die Mumie «Schepenese» bleibt in der St. Galler Stiftsbibliothek und soll nicht nach Ägypten zurückgeführt werden.
- Das hat der zuständige Administrationsrat des katholischen Konfessionsteils nun entschieden.
- In einer Erklärung für «Schepenese» wurde im vergangenen November die Rückführung der Mumie und ihrer Särge nach Ägypten gefordert.
«Schepenese» soll weiterhin in der St. Galler Stiftsbibliothek ausgestellt werden. «Sie soll im würdigen Umfeld der Stiftsbibliothek verbleiben», schreibt der Katholische Konfessionsteil, der Eigentümer der Mumie, in seiner Mitteilung. Der St. Galler Theatermacher Milo Rau hatte zuvor in einer Aktion eine Rückführung der Mumie gefordert.
Seine Kampagne löste einen Medienwirbel aus. Es folgten politische Vorstösse im Kanton und in der Stadt St. Gallen und ein offener Brief, der von über 200 Personen aus Ägypten unterzeichnet worden war.
Kein Handlungsbedarf
Die letzten Monate seien genutzt worden, um Fragen rund um eine mögliche Rückführung zu prüfen, teilt der Katholische Konfessionsteil mit. Es hätten vertiefte Abklärungen zur Herkunft der Mumie stattgefunden. Dabei habe es Kontakt mit der ägyptischen Botschaft gegeben. Im März haben der Administrationspräsident Raphael Kühne und der Stiftbibliothekar Cornel Dora in Bern den ägyptischen Botschafter Wael Gad getroffen.
Die Stiftsbibliothek war im Auge des Orkans.
Der Administrationsrat ist zum Schluss gekommen, dass in der aktuellen Situation «weder in rechtlicher Hinsicht noch im Hinblick auf die aktuelle Ausstellungspraxis Handlungsbedarf» besteht. Dass die Mumie in der Stiftsbibliothek bleiben soll, sei der richtige Entscheid, sagt der Präsident des Administrationsrats, Raphael Kühne, gegenüber dem «Regionaljournal Ostschweiz» von Radio SRF: «Es gibt keinerlei Hinweise, dass das Eigentum des Katholischen Konfessionsteils an Mumien oder Särgen illegal ist.»
Er gibt zu, der öffentlichen Druck sei gross gewesen. Dieser sei aber von der Gegenseite erwidert worden. Raphael Kühne meint dazu abschliessend: «Die Stiftsbibliothek war dabei tatsächlich im Auge des Orkans.»
Dass jetzt alles beim Alten bleiben soll, über diesen Entscheid des Katholischen Konfessionsteils ist der St. Galler Theatermacher Milo Rau enttäuscht. Es seien die altbekannten Argumente, sagt er gegenüber Radio SRF. Er freue sich aber, dass es erste Schritte gegeben habe, um mit Ägypten zu reden. Das brauche die Stiftsbibliothek als Ausstellungsort auch weiterhin, um ihre kulturelle Verpflichtung wahrzunehmen.