Aus den Skirennen am Fuss des Matterhorns wird definitiv nichts. Nach den Weltcup-Rennen der Herren sind nun auch die Frauenabfahrten abgesagt. Das hat der internationale Skiverband FIS am Dienstag entschieden. Der Grund: Zu viel Regen, zu wenig Schnee. Die Sicherheit der Athletinnen und Athleten kann nicht gewährleistet werden. Die Organisatoren in Zermatt sind geknickt. OK-Chef Franz Julen nimmt Stellung.
SRF News: Das Wetter hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sind Sie enttäuscht?
Franz Julen: Ich kann den Entscheid der FIS nachvollziehen. Aber ja, wir sind enttäuscht, die Absage schmerzt.
Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?
Relativ teilnahmslos. Die Natur ist immer stärker als der Mensch und das ist auch gut so. Wir sind Bergler. Uns war klar, dass nichts anderes übrig bleibt, als abzuwarten.
Welche Schlüsse ziehen Sie nun aus den Absagen. Werden die Rennen in Zermatt nächstes Jahr später im Saisonkalender platziert?
Wir hängen nicht am Termin Ende Oktober. Wir haben mit der FIS nach der Absage darüber diskutiert. Es wäre möglich, die Rennen zwei Wochen im Rennkalender nach hinten zu verschieben. Aber auch das ist keine Garantie. Voraussagen sind schwierig.
Die massive Kritik ist nicht berechtigt. Verglichen mit anderen Rennen sind wir nachhaltig.
Muss man denn - angesichts der Klimaerwärmung - bereits Ende Oktober, Anfang November Skirennen durchführen?
Vor genau zwei Jahren, als ich die Idee Swiss Ski vorgestellt habe, sind wir die Strecke abgefahren – in tief winterlichen Verhältnissen notabene. Wir nehmen den Klimawandel ernst. Aber ich finde es schade, dass die Weltcup-Rennen in Zermatt und ihre Absage auf diesen Aspekt reduziert werden. Die massive Kritik ist nicht berechtigt. Verglichen mit anderen Rennen sind wir nachhaltig.
Inwiefern?
Zwei Drittel unserer Strecke verläuft über den Gletscher mit Naturschnee. Nur für ein Drittel wird Kunstschnee benötigt. Die Kunstschneequote ist in Zermatt tiefer als bei allen anderen Weltcup-Rennen. Ausserdem verläuft die Strecke über bereits bestehende Pisten, kein einziger Baum muss gefällt werden. Aber klar, jedes Skirennen bietet eine Angriffsfläche in puncto Nachhaltigkeit, gleichzeitig werden jedoch Arbeitsplätze geschaffen und wirken der Abwanderung in den Berggebieten entgegen.
Bleiben wir bei der ökologischen Nachhaltigkeit. Auch in Zermatt mussten für das Rennen Gletscherspalten zugeschüttet und die Pisten mit schweren Maschinen bearbeitet werden. Bräuchte es nicht ein grundsätzliches Umdenken?
Skirennen sind für die Berggebiete wirtschaftlich sehr wichtig. Aber klar könnte man auf Skirennen verzichten. Aber wäre das im Sinne des Tourismus, nicht nur der Berggebiete, sondern der ganzen Schweiz? Wäre es im Sinne von jungen Athleten, die Ski fahren wollen? Man kann Skirennen und ihre Auswirkungen nicht allein aus der Perspektive der Umwelt beurteilen. Das Gesamtbild ist entscheidend. Unter dem Strich sind Skirennen nachhaltig und absolut vertretbar.
Das Gespräch führte Christian Liechti.