Vor genau einem Jahr stand wegen Corona plötzlich alles still. Eine schwierige Situation unter anderem für Jugendliche, welche im Berufswahl-Prozess standen. Noch schwieriger war der letzte Frühling für junge Straftäterinnen und -täter, die den Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben schaffen möchten. «Im Frühling sollte man Gas geben können. Das war letztes Jahr definitiv nicht möglich», sagt Barbara Altermatt, leitende Solothurner Jugendanwältin.
Corona verbaute einigen ihrer Schützlinge den Weg zurück. Schnupperlehren waren nicht möglich und die Lehrstellensuche war für sie noch schwieriger als sonst schon. Dies habe dazu beigetragen, dass vielen Jugendlichen der Einstieg nicht gelungen sei, welche ihn in anderen Jahren geschafft hätten, so Altermatt.
«Wichtig ist, dass etwas läuft»
Die Schwierigkeiten von Corona zeigen sich auch in einer konkreten Zahl: Die Solothurner Jugendanwaltschaft will für 85 Prozent der jungen Straftäter einen geregelten Tagesablauf finden bis zum Ende eines Verfahrens. Im vergangenen Jahr gelang dies nur für 75 Prozent. Tagesstruktur bedeutet laut Barbara Altermatt im besten Fall eine Arbeits-/Lehrstelle oder eine Schule, allenfalls ein Arbeitslosenprogramm. Bei Jugendlichen, die dies fehlt, beschränke sich die Struktur auf die wöchentlichen Termine bei der Behörde.
Ohne Tagesstruktur fänden Jugendliche den Anschluss nicht, gehörten nicht dazu, so die Soloturner Jugendanwältin. Wegen der Corona-Massnahmen war der persönliche Kontakt und der Vergleich mit Gleichaltrigen weniger möglich. «Wichtig ist, dass etwas läuft. Das heisst unter anderem, dass sie eine Arbeit haben und nicht daheim sind und ins Handy schauen.»
Auch in der schwierigen Zeit versuche die Jugendanwaltschaft normal zu arbeiten, ergänzt Barbara Altermatt. Der persönliche Kontakt mit den jungen Menschen sei wichtig. «Wir sehen nach wie vor sehr viele Jugendliche. Wir sehen sie halt mit Maske oder hinter Plexiglas – aber es geht.»