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Auf Kosten der Kleinsten?
Aus Rundschau vom 07.02.2018.
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Kinderspitäler unter Druck Sparen, wo es wehtut

Der vierjährige Alejandro ist ein grosser Fussballfan. Bevor er jedoch wieder spielen darf, muss Kardiologin Birgit Donner die Rhythmusstörungen seines Herzes untersuchen. Donner muss viel Überzeugungsarbeit investieren, damit Alejandro auf dem Laufband den Test fürs Echokardiogramm mitmacht.

«Kinder muss man motivieren, mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Das braucht Zeit», sagt die Ärztin am Universitäts-Kinderspital beider Basel. Die zeitintensive Behandlung Alejandros ist ein Beispiel dafür, weshalb sich die Belegschaft des Spitals wehrt: Die Sparmassnahmen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), die es Anfang Jahr eingeführt hat, ging vielen zu weit.

Kinder muss man motivieren, mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Das braucht Zeit.
Autor: Birgit Donner Kardiologin

Eine der Massnahmen: Die Grundkonsultation für Kinder unter sechs Jahren darf nur noch 30 Minuten dauern. Das sei zu wenig, sagt Marco Fischer, Geschäftsführer des Spitals. «Der neue Ärzte-Tarif ist für Erwachsene berechnet worden und nicht für Kinder, bei denen alles komplizierter abläuft.»

Gesundheitsminister Alain Berset hat buchstäblich den Tarif durchgegeben, weil Spitäler, Ärzte und Krankenkassen über Jahre keine Einigung über einen neuen Ärzte-Tarif (Tarmed) erzielen konnten. Mit dem neuen vom BAG erlassenen Tarmed sollen jetzt jährlich 470 Millionen Franken eingespart werden.

Defizite bei eigenständigen Kinderspitäler

Sämtliche eigenständigen Kinderspitäler in der Schweiz konnten schon vorher ihre Kosten nicht decken. «Kindermedizin ist unrentabel», sagt Agnes Genewein von AllkidS, der Allianz der Kinderspitäler Schweiz. «Es braucht mehr Zeit, mehr Personal und teurere Geräte». Der neue Tarmed mache die Situation der Kinderspitäler noch schwieriger. Denn laut Berechnungen der Spitäler soll das Defizit der drei eigenständigen Kinderspitäler im Schnitt um rund die Hälfte ansteigen – alleine wegen des Tarmeds (Grafik). In Basel heisst das: Das Defizit steigt von 10,4 Mio. auf 14,7 Mio. Franken jährlich.

Grafik Defizite ambuland Kinderspitäler
Legende: SRF

Der Krankenkassenverband Santésuisse hingegen begrüsst die neuen Tarmed-Tarife. Sie führten zu mehr Transparenz. «Wir hoffen und erwarten, dass Ärzte und Spitäler eine gewisse Sensibilität gegenüber dem Versicherten walten lassen und sich entsprechend disziplinieren. So kann der neue Tarmed auch korrekt eingehalten und abgerechnet werden», sagt Santésuisse-Sprecherin Sandra Kobelt.

Obergrenze für Leistungen

Besonders stossend für Kinderspitäler sind die Einschränkungen bei Leistungen in Abwesenheit des Patienten. Gemeint sind damit alle Arbeiten, die der Arzt ausführt, ohne dass die Kinder anwesend wären. Dazu gehört das Schreiben von Berichten, Recherche, Gespräche mit Lehrern oder Therapeuten. Pro Fall dürfen neu für Kinder über 6 Jahren nur noch 30 Minuten pro Quartal verrechnet werden. Das Bundesamt für Gesundheit hat die neue Obergrenze eingeführt, weil die Kosten in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind und Transparenz fehlte.

Was ist der Tarmed?

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Das meiste, was Ärzte in ihren Praxen machen und vieles von dem, was sie im Spital tun, wird mit dem Tarmed abgerechnet. Der Tarmed ist also der Tarif für Ärzte schlechthin. Er regelt, wie viel ein Arzt fürs Aktenstudium, die Blutentnahme, den Eingriff am Auge, die Beratung der Patientin etc. verlangen darf. Man könnte auch sagen, der Tarmed legt fest, wie viel Ärzte letztlich verdienen und wieviel Patienten respektive Krankenkassen bezahlen müssen.

«Viele Arbeiten, die mit dem neuen Tarmed-Limit nicht mehr abgegolten werden, bezahlen die Kinderspitäler selber – und dies obwohl sie schon zuvor nicht kostendeckend waren», sagt Genewein. Die Defizite werden von den Kantonen übernommen und sind also über reguläre Steuergelder refinanziert.

Die neue Tarifverordnung sei eine Übergangslösung, heisst es aus dem BAG. Ziel sei, dass Spitäler, Ärzte und andere Beteiligte sich bis im Herbst über eine Reform des neuen Tarmeds einigen.

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SVP-Nationalrat Sebastian Frehner nimmt Stellung
Aus Rundschau vom 07.02.2018.
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