Bunte Zelte, Fahnen sowie zahlreiche Kinder und Jugendliche: Auf dem St. Galler Klosterhof bietet sich derzeit ein aussergewöhnliches Bild. Vom 14. bis 17. September findet vor der St. Galler Kathedrale das «Respect Camp» statt, welches von der kirchlichen Jugendarbeit organisiert wird.
Umgang mit Gewalt
Kinder und Jugendliche sollen sich im Camp mit dem friedlichen Zusammenleben auseinandersetzen. Themen sind dabei beispielsweise Respekt, Zivilcourage oder die Auswirkungen von physischer und psychischer Gewalt auf Betroffene.
Das Kernstück des «Respect Camps» ist ein Parcours mit sieben Stationen. Diese sogenannten Trainingspoints sprechen Jugendlichen ab der sechsten Klasse an und wollen diese für die einzelnen Themen sensibilisieren und aufzeigen, was es für ein friedliches Zusammenleben braucht.
Um beispielsweise Konflikte im Alltag zu vermeiden, wird den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt, wie sie sich verhalten können, damit ein Streit oder eine brenzlige Situation nicht eskaliert. Sie sollen aber auch lernen, dass Gefühle zum Leben dazu gehören - auch die negativen. «Es geht darum, wie man mit Frust umgeht», sagt Projektleiter Kornel Zillig.
Den Frust an die Wand knallen
So werden die Jugendlichen an einem Posten dazu aufgefordert, ein frustrierendes Erlebnis in Stichworten auf einem Porzellanteller festzuhalten und diesen dann gegen eine Wand zu werfen. «Hier können sie den ganzen Frust in den Teller packen und an die Wand knallen», so Zillig.
An einem weiteren Posten auf dem St. Galler Klosterplatz werden die verschiedenen sexuellen Orientierungen behandelt. Ein Thema, das gerade bei Jugendlichen auf grosses Interesse stosse, sagt Simone Dos Santos von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen: «Es gibt immer mehr Jugendliche, die merken, dass sie anders als die Mehrheit sind.» Und diese Menschen sollen keine Angst haben müssen, dass sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung gemobbt oder ausgegrenzt werden.
Jugendliche als Handelnde gegen Gewalt
Jugendliche würden bei einem Streit in vielen Berichten als Opfer oder Täter dargestellt, jedoch selten als Vermittler, schreiben die Verantwortlichen des «Respect Camp» in einer Broschüre. «Wir sind überzeugt, dass jede und jeder etwas zum Frieden beitragen kann», sagt Projektleiter Kornel Zillig. Und so sollen die Jugendlichen angeregt werden, sich als Handelnde gegen Gewalt im Alltag einzusetzen.
Gemäss den Verantwortlichen stösst das «Respect Camp» vor der St. Galler Kathedrale auf reges Interesse. Rund 60 Schulklassen und 900 Jugendliche werde in der Zeltstadt erwartet. Den Lehrpersonen, welche das Camp mit ihrer Klasse besuchen, wird nahegelegt, dass sie die verschiedenen Themen vorgängig im Unterricht behandeln. Und auch im Anschluss soll über die Erlebnisse gesprochen werden.