Am Montag hielten etwa 250 Klima-Aktivistinnen und Aktivisten die Stadtpolizei auf Trab, sassen auf der Zürcher Bahnhofstrasse und demonstrierten für den Klimaschutz. Ihr Ziel: so lange den Verkehr in Zürich lahmlegen, bis der Bundesrat reagiert und den Klimanotstand ausruft. Im Lauf der Woche wurden die Aktionen jedoch immer kleiner, nun scheint der Gruppe die Luft ganz auszugehen, am Freitag kündigten die Rebellen jedenfalls an, eine «Pause» zu machen. Ob sie zurückkehren wie angekündigt, ist offen.
Was auffiel: Zürcher Klimaschützerinnen und -schützer waren nur vereinzelt an den Aktionen von «Extinction Rebellion» anzutreffen. Viele der Streikenden stammten aus der Westschweiz und waren eigens für die Proteste angereist. Diesen Eindruck bestätigt auch die Stadtpolizei: 85 Prozent der auf den Posten mitgenommenen Demonstrantinnen und Demonstranten hätten ihren Wohnsitz in der Westschweiz gehabt, heisst es in einer Mitteilung.
Um die Aktionen längerfristig durchzuziehen, hätte es Leute aus Zürich gebraucht, bestätigt Martin Raaflaub, Sprecher von «Extinction Rebellion». «Warum die Welschen derart in der Überzahl waren, wissen wir auch nicht.»
Es hätte Leute aus Zürich gebraucht.
Im Vorfeld habe es einen persönlichen Austausch gegeben, sagt Jonas Kampus, Vertreter vom Klimastreik Zürich. «Es war aber ganz klar, dass es eine Aktion von ‹Extinction Rebellion› ist.» Eine offizielle Unterstützung gab es also nicht, obwohl alle für dieselben Anliegen kämpfen. Gewisse Leute habe das Vorgehen der Klima-Rebellen wohl abgeschreckt, meint Jonas Kampus.
Es traf Menschen die zufällig im Tram oder Auto vorbeifuhren.
Einerseits hätte die Gruppe nicht konkret auf Hauptverursacherinnen der Klimakrise abgezielt. Es wurde also zum Beispiel nicht auf ein Unternehmen oder eine Bank fokussiert, die wegen umweltschädlicher Praktiken von sich reden machen. «Es traf Menschen, die per Zufall gerade mit dem Auto oder Tram vorbeifahren», so Kampus.
Andererseits habe «Extinction Rebellion» von Anfang an mit der Polizei kooperiert, was Ängste vor Repressionen geschürt habe. Mithin waren die Aktionen von «Extinction Rebellion» den Zürcher Klimaschützern also zu wenig radikal? Das sei so, bestätigt Kampus. Autofahrer oder Tramfahrerinnen aufhalten und mit der Polizei so quasi vereinbaren, wo man sich verhaften lässt – damit können sich viele Zürcher Klimastreikende offenbar nicht identifizieren.