Die Tage werden kürzer und die Temperaturen fallen. In Corona-Zeiten stellt das Gastrobetriebe vor eine besondere Herausforderung. Noch im Sommer konnten viele Bars und Restaurants ihre Gäste grosszügig in den Aussenbereichen bedienen – und damit trotz der Abstandsregeln einen wirtschaftlichen Betrieb hochfahren.
In der kalten Jahreszeit fürchtet die Gastrobranche aber nun, dass das Geschäft wieder einbricht. Die naheliegende Lösung: Heizpilze. Die Wärmestrahler würden es den Betrieben erlauben, weiterhin Gäste an der frischen Luft zu bedienen. Die einleuchtende Logik: mehr Tische, mehr Gäste, mehr Einnahmen.
Die Covid-Krise ist noch nicht vorbei. Wir sind vielleicht erst auf den ersten Kilometern eines Marathons.
Wie im Sommer brauche es jetzt schnelle und unbürokratische Massnahmen, um dem Gastgewerbe zu helfen, fordert denn auch Casimir Platzer, der Präsident von GastroSuisse. «Die Covid-Krise ist noch nicht vorbei. Wir sind vielleicht erst auf den ersten Kilometern eines Marathons.»
Umstrittene Wärmespender
Gerade kleinere Betriebe seien dringend auf die Aussenflächen angewiesen, um mehr Gäste bewirten zu können. «Zumal diese wohl auch im Winter lieber draussen sitzen als in einem engen Lokal», vermutet Platzer. Das Problem: Heizpilze gelten wegen ihres hohen Energieverbrauchs als klimaschädlich. In einigen Regionen der Schweiz sind sie aus Umweltgründen sogar verboten.
Corona darf kein Feigenblatt sein, damit man diese veraltete Technologie wieder einführt.
Für den Zürcher Grünen-Politiker Thomas Forrer sind Heizungen im Freien schlicht «Unsinn». «Die warme Luft entschwindet draussen sofort. Das ist energetisch äusserst ineffizient.»
Klimaschutz in Ehren: Doch wäre es in der aktuellen Ausnahmesituation nicht angezeigt, den Gastronomen entgegenzukommen? Forrer hat Verständnis für die schwierige Situation der Branche. «Corona darf aber kein Feigenblatt sein, damit man diese veraltete Technologie wieder einführt.»
Für Gastro-Suisse-Präsident Platzer ist jedoch klar: Aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. «Wenn man Heizmöglichkeiten mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz hat, sollte man für den nächsten Winter Ausnahmen gewähren. Alles andere ist unverständlich.»
Geht es nach Platzer, sollten zumindest Heizpilze bewilligt werden, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. «Oder man könnte den CO2-Ausstoss kompensieren oder mit Holz heizen.»
Doch auch Heizpilze, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, sieht Forrer kritisch: «Biogas ist eine derart wertvolle Energieressource, dass es wenig Sinn macht, diese als Wärme in die Luft hinauszublasen.»
Zelte und Hütten in Aussenbereichen sind eine weitere Möglichkeit, um Gäste im Winter draussen zu bewirten. In vielen Gemeinden und Kantonen wird derzeit diskutiert. Zumindest bei Zelten braucht es für Platzer aber ebenfalls Möglichkeiten zu heizen.
Reicht die gute alte Wolldecke?
Die Empfehlung des Grünen-Politikers: Wolldecken statt Heizpilze, und womöglich auch Zelte oder Hütten in Aussenbereichen – dies allerdings unter Einbezug der Anwohner, denen die Betriebsamkeit vor der eigenen Haustüre ein Dorn im Auge sein könnte.
Der Grüne Kantonsrat schliesst mit einem Plädoyer. «Wir als Gäste haben es in der Hand, etwas für die Gastwirte zu tun: Wir können dafür sorgen, dass die beschränkten Plätze in den Lokalitäten ausgelastet sind – und auch mal zu Randzeiten ins Restaurant gehen.»