Dürres Gras und Steine überall dort, wo in anderen Jahren die Skifahrerinnen und Snowboarder die Hänge hinuntergleiten: Solche Bilder der von Schneemangel geplagten Skigebiete sind dieses Jahr besonders häufig zu sehen. Klar ist aber auch: Sie dürften erst ein Vorgeschmack darauf sein, was wohl in den kommenden Jahren zu erwarten ist.
Genau wissen wollte es ein Forschungsteam der Universität Basel rund um Erika Hiltbrunner. Sie leitet seit 20 Jahren eine Forschungsstation auf dem Furkapass und kennt sich somit besonders gut aus im Gebiet rund um das Skigebiet Andermatt-Sedrun-Disentis. Das ist das Gebiet, in welches der ägyptische Investor Samih Sawiris in den letzten Jahren massiv investiert hat.
Millionen für Skigebiete – rechnet sich das?
«Wir haben uns gefragt, ob sich diese Investitionen längerfristig überhaupt lohnen», erklärt Hiltbrunner den Anstoss zu ihrem Forschungsprojekt. Um es vorwegzunehmen: Tatsächlich sollte das Gebiet, so zeigen es die Berechnungen, mindestens bis ins Jahr 2100 noch als Skigebiet funktionieren.
Einerseits, weil das Skigebiet ziemlich hoch gelegen ist: «Wenn man in den unteren Lagen zu macht, kann man oben immer noch Skifahren», sagt Hiltbrunner. Andererseits habe Andermatt schon früh in Beschneiungsanlagen investiert und werde davon weiter profitieren können.
Gerade die künstliche Beschneiung dürfte aber zum Knackpunkt werden. Denn diese braucht viel Wasser. «Wir haben gemerkt, dass der Bedarf im Skigebiet Andermatt-Sedrun-Disentis bis Ende dieses Jahrhunderts um 80 Prozent ansteigen wird.» Oder in absoluten Zahlen: Statt wie heute 300 Millionen Liter jährlich werden es dann 540 Millionen Liter Wasser sein.
Irgendwann können sich Personen mit durchschnittlichem Einkommen solche Ferien schlicht nicht mehr leisten.
Neue Wasserquellen zu erschliessen, könnte aber teuer werden. «Es braucht neue technische Anlagen, man muss Wasser in die Höhe pumpen und dann allenfalls sogar die Leitungen kühlen, weil sich das Wasser wegen der Reibung erwärmt», sagt die Forscherin.
Und klar sei: «Die Kosten dafür wird man dann abwälzen auf die einzelnen Skifahrerinnen und Skifahrer. Irgendwann können sich Personen mit durchschnittlichem Einkommen solche Ferien schlicht nicht mehr leisten.»
Die Verteilung des Wassers kann zu Konflikten führen
Die finanzielle Belastung der einzelnen Skifans sei aber nicht das einzige Problem, das mit dem steigenden Wasserbedarf einhergeht. Es gebe auch noch ein übergeordnetes Konfliktpotenzial.
«Das Wasser fehlt dann vielleicht plötzlich anderswo, wo man vielleicht Strom produzieren will statt zu beschneien», nennt die Biologin Erika Hiltbrunner ein Beispiel. So stammt heute bereits ein grosser Teil des Wassers für die Andermatter Beschneiungsanlagen vom Oberalpsee, wo aber auch mit Wasserkraft Strom erzeugt wird.
Nicht nur für die einzelne Schneekanone denken.
Zwar sei man im Alpenraum noch in der glücklichen Lage, dass es nicht an Wasser fehle. Über die Verteilung müsse man aber dennoch reden, findet die Forscherin. Und da müsse man «auf der Ebene des ganzen Einzugsgebiets denken und nicht nur für die einzelne Schneekanone». Sie empfiehlt deshalb, dass sich alle Nutzerinnen und Nutzer an einen Tisch setzen sollen: Damit das Wasser für alle reicht.