Auch in Basel ist der Rhein so niedrig wie seit 2018 nicht mehr. Allerdings sind die Bilder von hier weit weniger dramatisch als jene aus Deutschland, da der Rhein bei Basel enger und tiefer ist.
Trotzdem kommen auch in den Schweizer Rheinhäfen viel weniger Frachter aus dem Norden an, weil viele Schiffe einen zu grossen Tiefgang haben. Ihr Bauch würde den Grund berühren oder sie würden gar stecken bleiben.
Hohe Frachtkosten
Viele Reedereien haben den Schiffsverkehr ganz eingestellt. Denn die Frachtkosten sind explodiert. Andrea Grisard, Geschäftsführerin des Logistikunternehmens Ultra Brag: «Die Frachtkosten pro Tonne sind um das Acht- bis Zwölffache gestiegen.»
Da lohnt sich der Transport für viele Güter nicht mehr. Wegen der hohen Frachtkosten und des tiefen Rheinpegels hat am vergangenen Freitag der letzte Frachter im Auftrag der Ultra-Brag Basel in Richtung Norden verlassen.
Nichts illustriert die schwierige Lage besser als die Aussage von André Auderset, Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft. Noch vor drei Wochen sagte er, man brauche wegen des tiefen Rheinpegels drei Frachter für die gleiche Ladung wie vor der Hitzeperiode. «In diesen Tagen braucht es gar sechs bis acht Frachter für die gleiche Menge. Da stellt sich schon die Frage, ob sich das noch lohnt.»
Neue Schiffe braucht der Rhein
Bereits vor fünf Jahren, also bei der letzten Hitzewelle, war ein anderes Logistikunternehmen – zumindest teilweise – für den tiefen Rheinpegelstand gerüstet: Die in Birsfelden (BL) ansässige Birsterminal. Sie hatte bereits zuvor Containerschiffe und Schubleichter (Transportplateau ohne eigenen Motor) in Dienst gestellt, die weniger Tiefgang haben und daher bei tiefen Pegelständen länger eingesetzt werden können.
«Wenn wir diese zu Viererverbänden gruppieren, ist der Auftrieb etwas grösser, und wir gewinnen nochmals ein paar Zentimeter», sagt nun Martin Ticks von Birsterminal. Deshalb kann sein Logistikunternehmen auch jetzt noch gewisse Transporte erledigen. «Fragen Sie mich aber nicht, ob das noch rentiert», sagt Ticks.
André Auderset von der Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft sagt: «Auch wenn noch unklar ist, ob es tatsächlich mehr solche Hitzewellen geben wird: Die Rheinschifffahrt muss umdenken und sich auf häufigere Niedrigpegel einstellen.»
Deutschland hat seine Aufgaben nicht gemacht
In Basel hat man aus der letzten Hitzewelle von 2018 gelernt. Die Behörden haben die Fahrrinne bei Basel um 30 Zentimeter ausgehoben. Deshalb ist die Schiffahrt in Basel auch jetzt einigermassen machbar.
Deutschland muss dringend seine Aufgaben machen
Das Problem ist aber Deutschland. Andrea Grisard von Ultra-Brag: «Deutschland verkündet seit langem, die Fahrrinne bei sich ebenfalls zu vertiefen. Passiert ist aber praktisch nichts. Da muss Deutschland dringend nachholen.» Solange das aber nicht passiert, ist der Rhein für viele Frachter bei tiefen Pegelständen nicht passierbar – mit Millionenverlusten für die Transportbranche.