- Einen 4000er-Berg hat die Schweiz wegen der Gletscherschmelze schon verloren.
- Eine Recherche der Sonntagszeitung zeigt, wie der Klimawandel die Höhe der hiesigen Bergspitzen beeinflusst.
- Der Prozess sei nicht mehr umkehrbar. Doch eine grosse Ausnahme gibt es.
Im Geologieunterricht hat man gelernt, die Alpen wachsen pro Jahr einige Millimeter, weil die afrikanische Erdplatte gegen Norden drängt. Gleichzeitig erodiert die Oberfläche der Berge leicht. So bleibt die Höhe der hiesigen Berge ungefähr konstant.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Wie eine Recherche der Sonntagszeitung zeigt, haben viele Berge in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten dutzende Meter an Höhe verloren. Der Grund: Die Eisschicht, die auf den Bergspitzen liegt, schmilzt wegen des Klimawandels ab.
Das Fletschhorn im Kanton Wallis hat aus diesem Grund bereits im 20. Jahrhundert seinen Status als 4000er verloren. Heute beträgt dessen Höhe noch 3985 Meter.
Diese Entwicklung ist nicht ganz so banal, wie man sich denken könnte: Über lange Zeit war man sich in der Klimaforschung nicht sicher, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Alpen haben würde. Eine Theorie war, dass der zusätzliche Niederschlag in den Wintermonaten die Gletscherschmelze in den Sommermonaten kompensieren könnte.
Zusätzlicher Schnee reicht nicht
Die neuesten Erkenntnisse deuten aber in die entgegengesetzte Richtung. «Die Beschleunigung des Abschmelzprozesses in den vergangenen Jahren war extrem», wird ETH-Glaziologe Matthias Huss von der Sonntagszeitung zitiert. Selbst wenn in Zukunft im Winter wieder mehr Schnee fallen würde, könnte das nicht kompensiert werden. Denn: Im vergangenen Sommer lag die Nullgradgrenze mehrere Tage lang über 5000 Meter.
Die Konsequenz: Von rund zwei Dutzend eisbedeckten Bergspitzen in der Schweiz haben alle zwischen einem und 29 Meter an Höhe verloren.
Der Mönch wächst trotz allem
Eine Ausnahme gibt es aber: Der vergletscherte Gipfel des Mönchs im Berner Oberland liegt heute ganze 11 Meter höher als 1960, als die ersten exakten Messungen durchgeführt wurden. Dessen spezielle geografische Lage führe nämlich dazu, dass heftige Stürme in Kombination mit unglaublich grossen Niederschlagsmengen Schnee auf dem Gipfel auftürmen.
Wie geht es nun weiter? Huss hat mit seinem Team berechnet, wie schnell sich das Eis bis Ende Jahrhundert zurückziehen wird. Je nach Klimaschutzmassnahmen bleiben bis 2100 noch kleinere Gletscher – oftmals aber auch nur noch der blanke Felsen. Das könnte etwa auch das Weissmies den 4000er-Status kosten – ein herber Schlag für den Tourismus im Saastal.
Neben der Strahlkraft eines 4000ers macht die Gletscherschmelze nämlich auch das Besteigen der Berge gefährlicher.