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Konsumverhalten in der Schweiz Shoppen bis der Schrank platzt

Warum die meisten von uns viel mehr kaufen, als sie brauchen – selbst wenn sie wissen, dass das dem Planeten schadet.

Nach dem Pandemie-Schock ist die Einkaufsfreude besonders gross: Noch nie wollten die Schweizerinnen und Schweizer mehr Geld für Weihnachtseinkäufe ausgeben, als in diesem Jahr: durchschnittlich 330 Franken pro Kopf. Das zeigt eine Umfrage der Unternehmensberatung EY.

Wir gehen davon aus, dass der private Konsum 2022 deutlich anspringt.
Autor: Klaus Abberger Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich

Die Shopping-Laune dürfte auch im Neuen Jahr nicht vergehen:  «Wir gehen davon aus, dass der private Konsum 2022 deutlich anspringt», sagt Klaus Abberger von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Denn wegen der Pandemie hätten viele Konsumentinnen und Konsumenten unfreiwillig viel gespart.

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Weshalb wir kaufen, was wir gar nicht brauchen
aus Trend vom 17.12.2021. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 20 Minuten 35 Sekunden.

Dem Staat gefällt es, unserem Planeten nicht

Shoppen, bis der Schrank platzt: Für Wirtschaft und Staat ist das eine feine Sache. Der private Konsum trägt mehr als die Hälfte zu den Staatseinnahmen bei. Dass der Detailhandel längst wieder mehr verkauft als vor der Pandemie, freut also auch den Staat.

Für den Planeten ist übermässiger Konsum dagegen weniger gesund: Allein die Modebranche erzeugt weltweit mehr Treibhausgas-Emissionen als die Luft- und Schifffahrt zusammengenommen. 

Wer konsumiert am meisten?

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Reichere Menschen haben in der Regel grössere Wohnungen, fliegen mehr und haben grössere Autos. Durch ihren Mehr-Konsum verursachen sie aber auch deutlich mehr klimaschädliche Emissionen, wie Studien zeigen. Ein Beispiel: In der Schweiz verursacht die Bevölkerung im Durchschnitt einen CO2-Ausstoss von rund 17 Tonnen pro Kopf und Jahr durch ihren Konsum.

Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verursachen dagegen gut 53 Tonnen klimaschädliche Emissionen - das reichste Ein-Prozent sogar gut 195 Tonnen pro Kopf und Jahr.

Um eine deutliche Klimawirkung zu erzielen, müssten daher vor allem die reichsten zehn Prozent ihren Konsum drastisch senken, meint die ETH-Ökonomin und Wachstumskritikerin Irmi Seidl.

Das Verrückte ist: Vielen von uns ist durchaus bewusst, dass sich Konsum und Umwelt nicht gut vertragen. «Wir haben das gerade in der Schule angeschaut», sagte eine mit Einkaufssäcken beladene junge Frau in der Berner Innenstadt. «Das ist natürlich schon krass.» Und trotzdem kauft die junge Frau nach eigener Aussage viel mehr, als sie braucht: Make-Up, Parfüm, Kleider – einfach, weil es ihr gefällt, sagt sie.

Kaufen macht glücklich – wenn auch nur kurz

Die junge Frau ist kein Einzelfall. Forscher haben untersucht, warum zwischen dem edlen Bekenntnis zur Rettung des Planeten und der Realität im Kaufhaus oft Welten liegen. Antwort eins: Verzicht ist langweilig. Kaufen macht dagegen glücklich.

Das Problem ist nur, dass das kleine Glück von kurzer Dauer ist. Und dann muss man wieder etwas Neues kaufen.
Autor: Gerald Hüther Hirnforscher

Es lenke von Problemen im Alltag ab, sagt der deutsche Hirnforscher Gerald Hüther auf Anfrage. «Das Problem ist nur, dass das kleine Glück von kurzer Dauer ist. Und dann muss man wieder etwas Neues kaufen.»

Das blosse Wissen, dass Produkte zum Klimawandel beitragen, reicht nicht, um das Konsumverhalten zu ändern.
Autor: Dorothea Schaffner Wirtschaftspsychologin

Aber wenn man schon immer mehr kauft, warum dann nicht wenigstens Dinge, die dem Planeten nicht allzu sehr schaden? «Das blosse Wissen, dass Produkte zum Klimawandel beitragen, reicht nicht, um das Konsumverhalten zu ändern», sagt die Wirtschaftspsychologin Dorothea Schaffner von der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Wenn es zudem noch anstrengender und / oder teurer sei, umweltfreundlich produzierte Produkte einzukaufen oder den Zug statt des Flugzeuges zu nehmen, dann sei das für viele eine zusätzliche Barriere. Planetenrettung hin oder her.

Modelabels und Detailhändler müssten Nachhaltigkeit vorleben

Um viel mehr Menschen dazu zu bewegen, nachhaltiger zu konsumieren, müssten grosse Akteure, wie Detailhändler oder Modelabel, vorangehen und entsprechende Anstösse geben, sagt Wirtschaftspsychologin Schaffner. «Nudging» heisst das in der Fachwelt.

Schaffner nennt  ein Beispiel: Wenn ein Internet-Shop ein bestimmtes nachhaltig produziertes Produkt ganz oben platziert, dann hätten Konsumentinnen und Konsumenten das Gefühl, dass viele andere dieses Produkt bereits gekauft hätten - In der Folge kaufen sie es selbst dann auch viel eher. Denn: Zusammen macht die Rettung des Planeten einfach mehr Spass.

SRF Trend, 17.12.21, 19 Uhr

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