«Achtung – Dieser Bereich wird videoüberwacht» steht auf einem kleinen Plakat. Verziert ist es mit dem schwarzen Piktogramm einer Videokamera. Das Plakat klebt an der gläsernen Eingangstür des Primarschulhauses Linden im zürcherischen Niederhasli.
Viele Schulen setzen auf Kameras
Seit letztem Herbst halten Kameras genau fest, was rund um die Schulhausanlage geschieht. Auch die beiden Schülerinnen, die an diesem Nachmittag auf einer Bank auf dem Schulhausplatz sitzen, werden gefilmt. Doch das scheint ihnen nicht viel auszumachen. «Solange man nichts vorhat, finde ich das nicht schlimm», sagt eines der Mädchen.
Nach einem Vorfall mit Feuer im Sommer hat sich Niederhasli nach reiflicher Überlegung für die Videoüberwachung entschieden. Auch andere Gemeinden haben in den letzten Jahren Überwachungskameras an ihren Schulhäusern installiert.
Jugendarbeiter propagieren andere Lösungen
Doch eine Kamera sei in den wenigsten Fällen die beste Lösung, findet Jugendarbeiter Aurel Greter. Man löse die Probleme weder nachhaltig noch im Sinne der Allgemeinheit, argumentiert er.
Greter ist Präsident der Konferenz der Kinder- und Jugendbeauftragten im Kanton Zürich. Diese hat im November ein Positionspapier verabschiedet. Darin äussert sie sich kritisch zur Videoaufrüstung in vielen Zürcher Gemeinden.
Greter nennt als prominentes Beispiel die Stadt Zürich. Wegen Littering und Vandalen-Akten sind dort in den letzten fünf Jahren über 800 Kameras bei Schulhäusern installiert worden.
Einbezug statt Abschreckung
Zwar könne eine Kamera durchaus helfen, Vandalen abzuhalten, sagt Greter. Allerdings verlagere sich das Problem so bloss weg vom Schulhaus. «Die Jugendlichen werden dann woanders sein.» Jede Gemeinde habe viele andere Plätze, die dann wiederum betroffen seien. Sein Fazit: «Das bringt nichts.»
Jugendliche müssten lernen, sich im öffentlichen Raum zu bewegen. Und sie müssten ihre Grenzen testen. Viel sinnvoller, als sie mit Kameras zu vertreiben, sei es deshalb, auf sie zuzugehen, um mit ihnen zusammen die Nutzung eines Platzes zu diskutieren, ist Greter überzeugt. Man habe gute Erfahrungen mit runden Tischen gemacht.
Als Beispiel nennt Greter die Stadt Wädenswil, in der er selber als Jugendbeauftragter arbeitet. Hier gebe es keinerlei Videoüberwachung bei Schulhäusern; und trotzdem vergleichsweise wenig Vorfälle.
Schuldige zur Kasse bitten
Auch in Niederhasli gehe man auf die Jugendlichen zu, betont Schulpräsidentin Beatrix Stüssi. Miteinander reden sei schön und gut. Doch wenn Grenzen in massiver Weise überschritten würden, reiche das nicht mehr. Stüssi spricht von demolierten Velos und durchgeschnittenen Bremskabeln. «Da müssen wir die Schuldigen finden und sie haftbar machen.»
Seit der Installation der Kameras beim Schulhaus Linden habe man schon ein paar junge Täter überführen können, sagt Stüssi. Ausserdem seien die Sachbeschädigungen zurückgegangen. Deshalb bleiben die Kameras in Niederhasli bis auf weiteres hängen.
Auch sonst zeigt die Kritik an den Überwachungskameras der Zürcher Jugendbeauftragten noch wenig Wirkung im Kanton. So wurde erst Anfang Januar bekannt, dass die Zürcher Gemeinde Lindau die Video-Überwachung bei ihren Schulhäusern deutlich ausbaut.