Am Montag kommt es im Parlament zur grossen Agrar-Debatte. Dabei geht es nicht nur um mehr Freihandel und weniger Grenzschutz in der Landwirtschaft, sondern auch um die Agroscope, dem nationalen Kompetenzzentrum des Bundes für die landwirtschaftliche Forschung.
Im März hat der zuständige Landwirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann ein Sparprogramm angekündigt: Der Bundesrat hat ihn beauftragt, 40 Millionen Franken einzusparen.
Darum sollen die heute sieben Forschungs-Standorte von Agroscope an einem Standort im freiburgischen Posieux zusammengefasst werden. Schneider Ammann schwebt ein neuer grosser Agrar-Forschungs-Campus vor, wie er der «Tagesschau» sagt.
Doch der Aufschrei in den betroffenen Regionen und auch bei Bundespolitikern ist gross.
Wozu der Neubau in Changins?
Im waadtländischen Changins bei Nyon am Genfersee befindet sich das Wein-Forschungszentrum der Agroscope. Stadtpräsident Daniel Rossellat ist empört. Der teure Neubau für die Forschung in seiner Gemeinde soll bald gar nicht mehr gebraucht werden. Aus Spargründen sollen die meisten Forscher ins freiburgische Posieux umziehen.
«Für mich ist das eine enorme Geldverschwendung. Schauen Sie dieses Gebäude an. Das ist nigelnagelneu. Es ist noch nicht einmal eingeweiht worden. Die Baustelle ist noch nicht ganz fertig. 90 Millionen Franken wurden ausgegeben und jetzt ist die Rede davon, diesen Standort aufzugeben. Für mich ist das wirklich Geldverschwendung», sagt Stadtpräsident Daniel Rossellat.
Forschung steht bei Agroscope im Zentrum
Rossellat trifft auf der Baustelle die neue Leiterin von Agroscope, Eva Reinhard. Nach einem kurzen Rundgang in den Räumlichkeiten verteidigt die seit Ende Februar als neue Leiterin gewählte Eva Reinhard die geplante Reform, die sie umsetzen muss.
«Es ist meine Aufgabe zu sparen, aber für mich als Leiterin von Agroscope stehen die Forschung und die Lösungen für die Landwirtschaft im Zentrum. Ich möchte viel lieber bei den Mauern, den Gebäuden sparen als bei der Forschung.»
Die Forschung in diesen Gebäuden bewegt sich auf hohem Niveau. Die Forscher arbeiten etwa für die Weinregion um Bordeaux (Bordelais) daran, wie man weniger Chemikalien im Weinbau einsetzen könnte. Ein Forschungsauftrag für zehn Jahre. Diese Forscher sollen jetzt umziehen zu Agroscope im freiburgischen Posieux.
Politischer Widerstand
In Bundesbern sorgt der geplante Zusammenzug der sieben Agroscope-Forschungsstandort für Ärger. Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands (SBV), reagiert heftig beim Thema Agroscope: «Wir sind sehr enttäuscht. Es ist die dritte Restrukturierung innerhalb von vier Jahren. Wir finden das führungs- und konzeptlos und befürchten, dass gerade die sehr guten Forscher diesen Betrieb verlassen könnten.»
Mit dieser Aussage konfrontiert, kontert Schneider-Ammann: «Der Vorwurf, alle zwei Jahre und konzeptlos und kopflos. Mit Verlaub – man kann es ja besser machen, wenn man es besser weiss.»
Der Schlagabtausch folgt am Montag
Als konzeptlos lässt er die Idee eines Forschungs-Campus nicht gelten: «Wir räumen nicht einfach ab und konzentrieren uns auf ein Gebäude, sondern auf eine Idee. Auf eine Campus-Idee, auf eine Idee mit guter Kultur, mit guter Führungsmöglichkeit. Und dann an verschiedenen Orten die Tätigkeiten. Das wird am Anfang kosten, dann wird es mit der Zeit die Ersparnisse bringen, die der Bundesrat beschlossen hat.»
Die vom Bundesrat geforderte Sparmassnahme und die umstrittene Agroscope-Reorganisation von Schneider-Ammann wird am Montag im Parlament durch verschiedene Kantonsvertreter bekämpft: Ihr Ziel ist es, die ganze Übung zu stoppen.