- Die Bundesanwaltschaft (BA) hat mehrere Hausdurchsuchungen in den Kantonen Neuenburg und Waadt durchgeführt und eine 23-jährige Kolumbianerin verhaftet.
- Die BA ermittelt insgesamt gegen zwei Verdächtige im Rahmen eines Strafverfahrens. Eine zweite von der Schweiz beschuldigte Person, ein 27-jähriger Schweizer, wurde zeitgleich in Frankreich verhaftet.
- In Frankreich wurden mehrere Hausdurchsuchungen und nebst dem Schweizer weitere Verhaftungen vorgenommen.
- Laut den Ermittlern gibt es keinen Hinweis darauf, dass Anschläge in der Schweiz geplant waren.
BA-Informationschef André Marty stellt gegenüber SRF klar: «Bis jetzt liegen keinerlei Hinweise vor, dass in der Schweiz eine konkrete Aktion in Vorbereitung war. Es wäre falsch zu sagen, dass hier ein Anschlag verhindert wurde.» Es gehe nun darum, abzuklären, welche Rolle und Absichten die Beschuldigten hatten – und warum sie sich regelmässig ausgetauscht hätten mit Leuten aus Frankreich.
Eröffnet wurde das Strafverfahren der BA aufgrund einer Strafanzeige der Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt. Es geht um mögliche Verstösse gegen das Gesetz über ein Verbot der Gruppierungen «Al-Kaida» und «Islamischer Staat» sowie verwandter Organisationen. Zudem besteht der Verdacht der Unterstützung und Beteiligung an einer kriminellen Organisation.
Auffällige Chat-Mitteilungen
Die Ermittler waren offenbar auf «beunruhigende Bemerkungen» in verschlüsselten Chats aufmerksam geworden, berichtet die Agentur AFP. Der Schweizer habe sich in sozialen Netzwerken auffällig verhalten, meldet Reuters. Die festgenommene Person habe Kontakte nach Frankreich gehabt, bei denen es um mögliche Gewaltakte gegangen sein soll. Diese hätten sich in einem sehr frühen Planungsstadium befunden.
Die Untersuchungen gegen den Schweizer laufen seit Juni 2016. Das Strafverfahren wurde später auf seine 23-jährige Partnerin aus Kolumbien ausgedehnt. Die BA betont, dass für alle beteiligten Personen die Unschuldsvermutung gilt.
Neun Verhaftungen in Frankreich
Die zeitgleich durchgeführten Operationen in der Schweiz und in Frankreich hätten in Anwesenheit eines Vertreters des jeweils anderen Landes stattgefunden und seien durch eine eigens dafür gegründete gemeinsame Ermittlungsgruppe (Joint Investigation Team, JIT) geleitet worden.
Einsätze der französischen Behörden fanden in der Region Paris sowie in Südfrankreich bei Menton statt. Inklusive dem 27-jährigen Schweizer wurden in Frankreich neun Personen verhaftet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters sollen die Festgenommenen zwischen 18 und 65 Jahre alt sein.