- Die Korruptions-Vorwürfe gegen das Physikdepartement der ETH Zürich haben sich nicht erhärtet. Zu diesem Schluss kommt eine externe Untersuchung der Schweizer Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft BDO, wie der ETH-Rat mitteilt.
- Die Untersuchung wurde eröffnet, weil Ende März eine ETH-Physikprofessorin gegenüber dem Online-Magazin «Republik» schwere Vorwürfe gegen die ETH erhoben hatte.
- Nach der umstrittenen Entlassung einer anderen Professorin hatte sie der Hochschule unter anderem Korruption und Sexismus vorgeworfen.
An der ETH Zürich werden Gelder und Ämter in den Departementen fair verteilt, urteilt die externe Untersuchung. Wie es in einer Medienmitteilung des ETH-Rates vom Donnerstag heisst, hält der Bericht fest, dass im Physikdepartement der ETH Zürich bei der Mittelverteilung die Regeln eingehalten und die Mittel rechtmässig, sachgerecht und hinreichend transparent verteilt werden.
Weiter heisst es, es erfolge keine Diskriminierung bei der Bestellung von leitenden Funktionen und es gebe auch keine Hinweise auf Korruption sowie Amts- und Machtmissbrauch an der ETH Zürich.
Entlastung auch durch EFK
Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) führte ergänzend zur Administrativuntersuchung eine zusätzliche Untersuchung an je zwei Departementen der ETH Zürich sowie an zwei Fakultäten der EPFL in Lausanne durch.
Das Hauptziel der EFK-Untersuchung lag darin, festzustellen, ob es eine Verzerrung auf Kosten von Professorinnen und genügend Möglichkeiten für Einsprachen im Falle einer Meinungsverschiedenheit gibt.
Die EFK kommt zum Schluss, dass keine systematische Benachteiligung aufgrund des Geschlechts bestehe, regt jedoch verstärkte Massnahmen zur Transparenz an. Der ETH-Rat unterstütze diese Empfehlung, schreibt er.
«Vorwürfe damit entkräftet»
ETH-Präsident Joël Mesot erklärte: «Ich bin erfreut, dass die vom ETH-Rat in Auftrag gegebene Administrativuntersuchung und der Bericht der EFK klar gezeigt haben, dass an der ETH Zürich Gelder und Ämter in den Departementen fair verteilt werden.» Die im März erhobenen Vorwürfe seien damit entkräftet worden.
«Die beiden Berichte beinhalten zudem wertvolle Vorschläge, wie sich die ETH noch zusätzlich verbessern kann. Diese nehmen wir gerne auf. Teilweise sind sie auch schon in Umsetzung.»
Sexismus und Korruption vorgeworfen
Von Führungsmängeln an der Hochschule, Sexismus und Korruption hatte ETH-Physikprofessorin Ursula Keller im März in einem Interview mit dem Onlinemagazin «Republik» gesprochen.
Es habe zu viele Ungereimtheiten gegeben, als dass man ihre Kollegin Marcella Carollo mit gutem Gewissen entlassen könnte. Als Frau sei man im Physikdepartement in einem Haifischbecken.
Der Hochschule warf Keller gravierende Führungsmängel vor und forderte eine klare Trennung von Kompetenzen. Die ETH werde von inoffiziellen Koalitionen gelenkt, die sämtliche Macht auf sich vereinigten. «Im Grunde spreche ich von Korruption», hatte Keller gesagt.
ETH-Präsident Mesot hatte damals die Vorwürfe als völlig unbelegt bezeichnet.