Er gilt als einer der grössten Korruptionsfälle, die sich in der Bundesverwaltung in Bern je zugetragen haben. Während Jahren hat sich ein Ressortleiter im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) von Unternehmern aus der Informatikbranche bestechen lassen.
Jetzt hat die Bundesanwaltschaft (BA) drei von ihnen und einen Zürcher Treuhänder verurteilt, der in die Geschäfte involviert war. Die Beschuldigten kommen teilweise mit erstaunlich milden Strafen davon.
Die Korruptionsaffäre im Seco hatten die Zeitungen «Bund» und «Tagesanzeiger» vor über fünf Jahren aufgedeckt. In diesen Tagen nun hat die Bundesanwaltschaft gegen vier Beschuldigte Strafbefehle ausgestellt, in die Radio SRF Einsicht nehmen konnte.
1500 Franken Busse
Drei Informatik-Unternehmer aus dem Kanton Bern, die den damaligen Seco-Verantwortlichen bestochen haben, um Aufträge des Bundes zu erhalten, kommen mit bedingten Geldstrafen davon. 19'000 Franken, 13'000 Franken beziehungsweise 7'200 Franken lauten die Gesamtbeträge. In jedem Fall bezahlen müssen sie Bussen in der Höhe von 1000 bis 1500 Franken.
Strenger bestraft wird ein involvierter Zürcher Treuhänder: Sechs Monate Gefängnis bedingt lautet hier das Urteil. Zudem muss er in jedem Fall für Kosten in der Höhe von knapp 18'000 Franken aufkommen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem mehrfache Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsbesorgung vor.
Verfahren gegen Seco-Ressortleiter läuft
Die Milde einzelner Strafbefehle überrascht: So hat einer der Unternehmer den Seco-Ressortleiter mit Geschenken und Leistungen im Umfang von rund 100'000 Franken bestochen und dafür Aufträge im Wert von mehr als 24 Millionen Franken zugeschanzt erhalten, wie aus dem Strafbefehl hervorgeht.
Gegen vier Beschuldigte läuft das Verfahren der Bundesanwaltschaft noch weiter, darunter ist auch der Hauptbeschuldigte aus dem Seco. Es ist davon auszugehen, dass gegen sie Anklage erhoben wird und sie sich deshalb vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona werden verantworten müssen.