Teureres Essen, höhere Krankenkassenprämien und steigende Preise fürs Heizen – gerade Familien geht die Teuerung ans Portemonnaie. Und auch ohne Teuerung haben viele aufgrund der familienexternen Kinderbetreuung hohe Ausgaben. Diese kostet in der Schweiz nämlich deutlich mehr als in fast allen europäischen Ländern, stellte eine Unicef-Studie 2021 fest.
Bei der Kinderbetreuung geht Basel-Stadt nun aber voran: Die Betreuungen in Kindertagesstätten wird deutlich billiger.
Statt wie derzeit 2600 Franken soll die Betreuung eines Kindes in der Kita während fünf Tagen noch maximal 1600 Franken kosten. Diesen Höchstbetrag hat das Basler Parlament festgelegt. Zudem sollen die Angestellten von Kitas mehr verdienen.
Das ist ein Meilenstein.
Über diesen Entscheid freut sich SP-Grossrätin Melanie Nussbaumer: «Das ist ein Meilenstein.» Die tieferen Gebühren für die Eltern seien ein Beitrag zur Chancengleichheit für die Kinder, zur finanziellen Entlastung der Familien, zur Gleichstellung sowie ein Mittel gegen den Fachkräftemangel. «Jeder Franken ist gut investiert», ist Nussbaumer überzeugt.
In Basel stellten sich sowohl Linke als auch Rechte hinter diese neuen Bestimmungen - wenn auch «zähneknirschend», wie SVP-Grossrat Joël Thüring anmerkte.
Das ist weder ein linkes, noch ein bürgerliches Anliegen. Das ist ein gesellschaftliches Anliegen.
«Die Bürgerlichen haben gemerkt, dass sie damit auch den Fachkräftemangel bekämpfen», sagt SP-Grossrätin Franziska Roth. Anders die Interpretation von Bildungsdirektor Conradin Cramer von der FDP-nahen Basler LDP: «Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind weder ein linkes, noch ein bürgerliches Anliegen. Sie sind ein gesellschaftliches Anliegen.»
Initiative verlangte Gratis-Tage
Die Neuerungen in Basel gehen auf eine Initiative der Basler SP zurück. Diese hatte unter anderem Gratis-Kitatage gefordert. Egal, ob die Eltern berufstätig sind oder nicht. Die neuen Bestimmungen sind der Gegenvorschlag zur Initiative. Die Initiative werde nach dem Ja des Grossen Rates zurückgezogen, versprach Mitinitiantin Melanie Nussbaumer.
Der Kanton Basel-Stadt will die Neuerungen auf August des kommenden Jahres einführen und jährlich knapp 36 Millionen Franken dafür einsetzen. Die Kita-Initiative hätte Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe zur Folge gehabt.
«Meilenstein» oder «grosser Schritt»
Ganz so enthusiastisch wie Politikerin Nussbaumer ist Maximiliano Wepfer vom Verband für Kinderbetreuung Schweiz Kibesuisse nicht. Aber auch er redet von einem «grossen Schritt in die richtige Richtung».
Die Elternbeiträge sind manchmal von Gemeinde zu Gemeinde verschieden.
Die 1600 Franken Elternbeiträge einzuordnen, falle ihm schwer. «Wir haben keine Durchschnittszahlen der Kita-Kosten für die Eltern in der Schweiz», sagt er. «Die Beiträge sind nicht nur von Kanton zu Kanton, sondern manchmal auch von Gemeinde zu Gemeinde verschieden.»
Dass die Eltern weniger bezahlen und die Angestellten mehr verdienen sollen, sei aber auf jeden Fall gut. «Das bringt den Betreuenden Wertschätzung entgegen, die die wichtige Arbeit, die sie tagtäglich machen», heisst es vom Verband Kinderbetreuung Schweiz.