Die Idee klingt nach Science-Fiction: Riesige, mit Solarpanels bestückte Satelliten sollen vom Weltall aus, sauberen Strom für die Welt liefern. Hinter der Vision steckt Arthur Woods. Geboren wurde Woods 1948 in den USA. Mittlerweile lebt er seit 40 Jahren in der Schweiz und wohnt in der Nähe von Frauenfeld.
Bekannt geworden ist der 73-Jährige in der Region vor allem als Künstler. Er selbst nennt sich Astro-Künstler. Er hat mehrere Weltraumkunstprojekte realisiert. Eines seiner Werke ist 1993 gar zur russischen Raumstation «Mir» gereist.
«Ich befasse mich seit meinen Jugendjahren mit dem Weltall», sagt Woods. Er habe mit seiner Familie ganz in der Nähe des Kennedy Space Centers in Florida gewohnt und dort viele Raketenstarts miterlebt. Immer wieder habe er sich in der Vergangenheit die Frage gestellt, wie die unendliche Weite des Weltalls genutzt werden könnte. Nun will er mit seiner Einmann-Firma «Astrostrom GmbH» an der solaren Zukunft arbeiten.
Da es im Weltall weder Wolken noch eine Atmosphäre gibt und das Sonnenlicht praktisch rund um die Uhr eingefangen werden kann, sind Solarpanels dort deutlich effektiver als auf der Erde. «Die Grundidee ist, grosse Satelliten auf der Erdumlaufbahn zu haben, die die Sonnenenergie einfangen und dann in elektrischen Strom umwandeln», sagt Woods. Die Energie würde per Mikrowellen auf die Erde gelangen.
Das grösste Problem sei die Logistik. Mehrere Kilometer grosse Satelliten müssten mit Raketen ins All geschossen werden, gibt Woods zu bedenken. «Deshalb schlage ich vor, die Komponenten der Kraftwerke auf dem Mond zu bauen.»
Das Thema Solarstrom aus dem All beschäftigt auch die Europäische Weltraumorganisation (ESA). Sie hat kürzlich in einer Ausschreibung neue Ideen für Solarkraftwerke im Weltraum gesucht. Arthur Woods hat seine Vision eingereicht und von der ESA mittlerweile den Auftrag erhalten, die Machbarkeit genauer abzuklären.
Technisch gibt es keine fundamentalen Barrieren, warum weltraumgestützte Solarkraftwerke nicht funktionieren würden.
Insgesamt wurden mehr als ein Dutzend verschiedene Ideen zur Weiterverfolgung auserkoren. Leopold Summerer ist bei der ESA für künftige Missionen verantwortlich und war mit seinem Team auch für den Solarkraftwerk-Wettbewerb zuständig. «Wie alle grossen Weltraumagenturen haben wir das Thema schon seit den 1970er-Jahren auf dem Radar», sagt Summerer.
Die ESA sehe grosses Potenzial, die Erde aus dem All mit sauberer Energie zu versorgen. «Nach all den internationalen Studien, die bereits gemacht wurden, gibt es technisch keine fundamentalen Barrieren, warum weltraumgestützte Solarkraftwerke nicht funktionieren würden», sagt Summerer.
Wie gross kann der Beitrag von solchen Stationen sein, um bis 2050 in Europa ein CO₂-neutrales Energiesystem aufzubauen?
Es gehe der Europäischen Weltraumorganisation zurzeit darum herauszufinden, wie attraktiv Solarkraftwerke im All im Vergleich zu Kraftwerken auf der Erde wären. «Wie gross kann der Beitrag von solchen Stationen sein, um bis 2050 in Europa ein CO₂-neutrales Energiesystem aufzubauen?» – dies sei die Kernfrage, die man nun beantworten wolle, sagt Summerer.
Arthur Woods aus dem Kanton Thurgau hat jetzt ein Jahr Zeit, seine Solarkraftwerk-Idee zu konkretisieren. Zur Unterstützung hat er sich ein sechsköpfiges Team aus Fachleuten zusammengestellt. Dabei sei unter anderem ein Weltraumingenieur oder auch ein Weltraumarchitekt. Wer weiss, vielleicht fliessen die Erkenntnisse aus dieser Machbarkeitsstudie in künftige Weltraummissionen ein.