Bei den Krankenkassenprämien drohe fürs nächste Jahr kein Prämienschock, sagt Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Universität Basel. Der Hauptgrund: Zu Beginn der Corona-Pandemie verbot der Bundesrat alle Operationen und Arzt-Behandlungen, die nicht zwingend waren.
«Weil ja viele Leistungen gar nicht in Anspruch genommen werden konnten, können wir eher erwarten, dass es vielleicht sogar einen kleinen Rückgang in der Kostenentwicklung gibt», sagt Felder.
Regionale Unterschiede
Auch nachdem nicht zwingende Eingriffe wieder erlaubt waren, gingen weniger Leute zum Arzt oder ins Spital – aus Angst vor einer Corona-Infektion. Das ist ein zweiter Grund dafür, dass die Kosten dieses Jahr nur wenig steigen dürften, auf jeden Fall weniger stark als im langjährigen Durchschnitt von vier Prozent. Das sehen auch andere Gesundheitsökonomen so.
Dabei dürfte das Prämienwachstum regional unterschiedlich ausfallen – schwächer in die Ostschweiz, die von der Pandemie wenig betroffen war, stärker für das stärker betroffene Tessin und die Waadt.
Fragezeichen hinter 2021?
Offen ist, wie sich die Gesundheitskosten im nächsten Jahr entwickeln. Stefan Felder glaubt, dass die Pandemie den Anstieg der Kosten auch im nächsten Jahr dämpft.
Dagegen vermutet der selbstständige Gesundheitsökonom Willy Oggier, dass die Gesundheitskosten 2021 wieder stärker steigen, weil viele Leute eine Behandlung hinausgeschoben haben, was zu Komplikationen führen könnte. «Hier kann die Befürchtung sein, dass die Menschen erst später ins Spital gehen, wenn die Erkrankungen weiter fortgeschritten sind und die Behandlungen teurer werden.»
Zuerst werden heute Nachmittag aber die Krankenkassenprämien für das kommende Jahr bekannt gegeben – und die dürften im Schnitt nicht stark steigen.