Die Stimmung auf dem Roten Platz in St. Gallen war am Freitagabend von Anfang an angespannt. Über 1000 junge Erwachsene versammelten sich gegen 20 Uhr, um lautstark gegen die Corona-Massnahmen zu protestieren. Zumindest vordergründig.
Denn in den Sozialen Medien wurde schon Tage zuvor zu Gewalt aufgerufen. Gegen 22 Uhr eskalierte die Situation. Einige wenige zündeten Böllerschüsse, bewarfen die Polizisten mit Pflastersteinen, Brandbomben und Bauabschrankungen.
Angestachelt wurden sie dabei von den jungen Erwachsenen, die «All Cops are Bastards» skandierten. Die Polizei antwortete mit Gummischrot, worauf sich die ganze Menschenmenge vom Roten Platz weg durch die St. Galler Innenstadt bewegte, um sich später wieder auf dem Roten Platz zu besammeln. Die Randalierer beschädigten wahllos Schaufenster, während viele junge Erwachsene die Situation mit dem Handy filmten, Selfies schossen und regelmässig die Liveberichterstattung der Online-Medien verfolgten.
Zuschauende Teil der Strassenschlacht
Bereits vergangene Woche gab es in St. Gallen solche Ausschreitungen, die einen Sachschaden von weit über hunderttausend Franken anrichteten. Vergleiche mit anderen Ausschreitungen und Krawallen lassen sich nicht ziehen. Bei Fussballspielen beispielsweise gehen die Ausschreitungen von einigen wenigen Hooligans aus, während die Mehrheit unbeteiligt bleibt. Bei den Krawallen von gestern Nacht waren die vielen Zuschauenden Teil der Strassenschlacht.
Auffallend: Gegen Mitternacht löste sich ein grosser Teil der Menschenmenge auf. Viele zogen Richtung Hauptbahnhof, um dort den letzten Zug zu nehmen. Denn nicht wenige sind aus anderen Schweizer Städten nach St. Gallen angereist, um «Party» zu machen – womit nicht ein Fest gemeint ist, sondern die Aufforderung zu Gewalt, wie sie etwa auf dem Messenger-Dienst «Telegram» verbreitet wurden.