Am Montagmorgen kam es beim Zahlungssystem von Coop zu technischen Problemen. Kundinnen und Kunden konnten ihre Einkäufe nicht mehr mit Twint oder den meisten Kredit- und Debitkarten begleichen. Wer nicht mit leeren Einkaufstaschen nach Hause gehen wollte, musste bar oder mit Postcard zahlen. Erst am Folgetag konnte Coop die Störung beheben.
Der Vorfall zeigt, wie abhängig der Handel von digitalen Zahlungsmittel ist. Dabei ist diese Abhängigkeit in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. «Der Trend wird klar zu weniger Bargeld hingehen. Leute kaufen vermehrt online ein. Auch das mobile Bezahlen nimmt zu», sagt Tobias Trütsch. Er forscht an der Universität St. Gallen zum Zahlungsverkehr.
Corona beflügelt kontaktloses Bezahlen
Gemäss den Erhebungen von Trütsch haben mobiles Bezahlen, Debit- und Kreditkarten in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Der Stellenwert von Bargeld hat dagegen eingebüsst.
«Bargeld ist an zweiter Stelle hinter der Debitkarte. Rund ein Drittel von allen Zahlungen werden mit Bargeld getätigt», sagt Trütsch. Der Einsatz von Bargeld nehme aber seit rund 30 Jahren kontinuierlich ab. Gerade die Corona-Pandemie hat den bargeldlosen Zahlungsmitteln einen Schub verliehen.
Im europäischen Vergleich steht die Schweiz relativ weit vorne. Gerade in nordischen Länder werde besonders oft bargeldlos bezahlt, beobachtet Trütsch. In südeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich kommen Handy und Plastikkarten weniger an der Kasse zum Einsatz.
Die Gründe für den Boom der digitalen Zahlungsmittel in der Schweiz während der Pandemie seien die Coronamassnahmen gewesen, erklärt Ökonom Trütsch. «Die Leute haben vermehrt kontaktlos mit der Karte oder dem Handy bezahlt. So ist das Bargeld zurückgedrängt worden.» Inzwischen habe sich die Nutzung von Bargeld stabilisiert.
Weniger Leute tragen Bargeld mit sich
Der Stellenwert von Bargeld hat im Vergleich zu früher deutlich abgenommen. Das zeigt auch eine Umfrage von Moneyland. Demnach können die Befragten eher auf Bargeld statt auf die Plastikkarten verzichten.
Längst haben nicht mehr alle Menschen Bargeld auf sich. Jede siebte Person – rund 15 Prozent – verzichtet darauf, Bargeld im Portemonnaie mitzuführen, wie der «Swiss Payment Monitor» zeigt. 39 Prozent der Befragten gaben an, auch zu Hause kein Bargeld zu halten.
Der Gebrauch von Bargeld werde in Zukunft weiter abnehmen, aber nicht gänzlich verschwinden, sagt Ökonom Trütsch. «Für die meisten Schweizerinnen und Schweizer ist Bargeld nicht wegzudenken. Rund 85 Prozent der Bevölkerung kann sich eine Welt ohne Bargeld nicht vorstellen.» Es werde immer Leute geben – gerade Ältere –, die weiterhin mit Banknoten und Münzen bezahlen möchten, meint er.